Berlin (MH) – In einer Zeit, in der manche Vertreter der klassischen Musik versuchen, mit dem Werberummel der Pop-Song-Industrie Schritt zu halten, konzentriert sich der Dirigent Kirill Petrenko auf die eigentlichen Stärken seines Fachs. Vom Publikum verehrt und von Kollegen geschätzt, ist er längst ein Star. Dabei gilt der 43-jährige als öffentlichkeitsscheu. Petrenko gibt nur selten Interviews und lässt lieber die Musik für sich sprechen. Jetzt haben ihn die Berliner Philharmoniker zu ihrem neuen Chefdirigenten gewählt.
1990 kam der im sibirischen Omsk geborene Sohn eines Geigers und einer Musikwissenschaftlerin mit seiner Familie nach Österreich. Nach Abschluss seines Dirigierstudiums 1997 war er von 1999 bis 2002 Generalmusikdirektor am Theater Meiningen. Internationales Aufsehen erregte er dort mit Wagners "Ring des Nibelungen". Zwischen 2002 und 2007 leitete Petrenko das Orchester der Komischen Oper in Berlin und prägte es nachhaltig.
Es folgten Gastdirigate an der New Yorker MET, der Londoner Royal Opera, der Wiener Staatsoper und anderen großen Häusern. Wo immer Petrenko debütierte, beeindruckte er durch Metiersicherheit, entschiedenes Auftreten und musikalische Tiefenschärfe. Auch die Berliner Philharmoniker, bei denen er 2006, 2009 und 2012 gastierte, hat er erheblich beeindruckt. Orchestervorstand Peter Riegelbauer nannte ihn am Montag einen "Musiker, bei dem Partitur und Werk im Vordergrund stehen, nicht die eigene Person, der am Abend aber den Konzertsaal auf eine faszinierende Weise verwandeln kann".
Die Bayerische Staatsoper holte Petrenko zur Spielzeit 2013/14 als Generalmusikdirektor. Der 1,60 Meter große Dirigent gilt als unermüdlicher Perfektionist. Das bekamen etwa die Bayreuther Festspiele zu spüren, als er sich entschloss, den "Ring" nach 2013 und 2014 in diesem Jahr zum letzten Mal zu dirigieren, um sich auf seine Arbeit in München zu konzentrieren. "Es entspricht nicht Petrenkos akribischem Arbeitsstil und seinem zurückhaltenden Naturell, zeitgleich an mehreren Orten zu arbeiten", sagte der Sprecher der Festspiele, Peter Emmerich.
Das könnte ein Problem für die Münchner Staatsoper werden, bei der Petrenkos Vertrag bis 2018 läuft. Intendant Nikolaus Bachler ist bestrebt, seinen GMD trotz der Berufung nach Berlin auch an der Isar halten zu können. Über eine vom Bayerischen Kultusminister angebotene Vertragsverlängerung wird nun verhandelt.
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