Salzburg/Berlin (MH) – Die Stiftung Mozarteum hat ein umfangreiches Mozart-Autograph erworben. Die kleinformatige Handschrift mit zwölf beschriebenen Seiten ist die Abschrift eines Werkes von Eugenio di Ligniville (1727-1778) durch Wolfgang und Leopold Mozart, teilte die Stiftung am Mittwoch in Salzburg mit. Bei dem Stabat Mater KV Anh. A 17 handele es sich um eine der wenigen Handschriften, die der interessierten Fachwelt nie zugänglich waren.
Das Stück wurde mit Unterstützung einer privaten Spenderin im Mai 2015 für umgerechnet 237.000 Euro bei Sotheby’s in London ersteigert. Das Original werde während der Festspielzeit im Mozart-Wohnhaus zu sehen sein. Eine kommentierte Faksimileausgabe des Autographs sei in Vorbereitung.
Die Originalhandschrift bietet Aufschlüsse über die musikalischen Studien der Familie Mozart. Wolfgang und Leopold Mozart hatten di Ligniville, den Musikintendanten des Großherzogs der Toskana Peter Leopold (später Kaiser Leopold II. des Heiligen Römischen Reiches), Anfang April 1770 auf der ersten Italienreise in Florenz persönlich kennengelernt.
Die Noten hat Wolfgang Amadé Mozart geschrieben. Der Text wurde von Leopold eingetragen, allerdings nur unvollständig. Das Werk wies als Studienmanuskript ursprünglich weder einen Titel noch eine Autorenangabe auf; die Angabe "Stabat Mater" in blasser Schrift auf der ersten Notenseite wurde erst im 19. Jahrhundert hinzugefügt.
Von den insgesamt knapp 30 Einzelkanons, aus denen Lignivilles Vertonung des Stabat mater besteht, und die im Erstdruck (ohne Ort, um 1767) in einer Rätselnotation aufgezeichnet sind, haben die Mozarts nur eine Auswahl von neun Sätzen abgeschrieben und in vollständiger Partitur notiert. Papier- und Schriftbefund lassen erkennen, dass die Handschrift nicht, wie lange vermutet, bereits 1770 während der ersten Italienreise entstanden ist, sondern erst um 1773 in Salzburg. Sie belegt damit das lang anhaltende Interesse der Mozart-Familie an den kontrapunktischen Künsten Lignivilles, der ebenso wie Mozart ein Mitglied der berühmten Accademia filarmonica in Bologna war.
(wa)
Link:
© MUSIK HEUTE. Alle Rechte vorbehalten – Informationen zum Copyright