Thüringer Staatskanzlei will Theater und Orchester reformieren

20. August 2015 - 17:52 Uhr

(Zusammenfassung – Neu: Stellungnahme Staatskanzlei)

Erfurt/Berlin (MH) – Die Thüringer Staatskanzlei will Theater und Orchester in dem Freistaat umbauen. Dazu führe man seit Jahresbeginn Gespräche mit Intendanten und den kommunalen Trägern, sagte Regierungssprecher Alexander Fischer am Donnerstag in Erfurt. Ziel sei es, langfristig stabile Strukturen zu schaffen sowie Finanzierungssicherheit und Tarifgerechtigkeit herzustellen.

Deutsches Nationaltheater Weimar

Deutsches Nationaltheater Weimar

Zuvor hatte die "Thüringische Landeszeitung" berichtet, die Landesregierung plane eine umfassende Reform der Theaterlandschaft. Danach solle das Deutsche Nationaltheater Weimar seine Opernsparte auflösen und Musiktheaterproduktionen aus Erfurt übernehmen. Andererseits sei eine Aufwertung des Erfurter Theater zur Staatsoper vorgesehen. Weiterhin sollten die Thüringen Philharmonie Gotha und das Erfurter Orchester fusionieren, die Landeskapelle Eisenach vollständig abgewickelt und in Altenburg/Gera ein Drittel der Musikerstellen im Orchester abgebaut werden.

Ein entsprechendes Strukturpapier, auf das sich die Zeitung berufen hatte, existiere jedoch noch nicht, erklärte Fischer. Vielmehr seien weitere Gespräche bis Oktober vorgesehen. "Ein finales Konzept wird erst nach Erörterung mit den Intendanten sowie den Oberbürgermeistern aller betroffenen Städte präsentiert".

Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hat massiven Widerstand angekündigt. In den letzten 25 Jahren seien von ehemals mehr als 1.000 Musikerstellen über 400 abgebaut worden, erklärte der Geschäftsführer des Berufsverbands, Gerald Mertens. "Wenn man den Ruf Thüringens als Kulturland nicht endgültig ramponieren will, muss mit dem Abbau doch irgendwann einmal Schluss sein." Er hoffe, dass die Staatskanzlei ihre Pläne revidiert und einen Dialog mit Künstlern und Verbänden aufnimmt. Diesen biete die DOV seit neun Monaten an, solle nun aber vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer erinnerten an die Koalitionsvereinbarung von Linkspartei, SPD und Grünen in Thüringen, wonach die Regierung den "Erhalt aller Thüringer Theater und Orchester in ihrer bestehenden Form, Struktur und Bandbreite" anstrebe. Demgegenüber sei jetzt zu befürchten, dass der Freistaat sich "in die unselige Tradition des Kulturabbaus mit der Brechstange in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern" stellt.

(wa)

Mehr zu diesem Thema:

Orchestervereinigung gegen Thüringer Theaterreform-Pläne (20.08.2015 – 15:27 Uhr)

Zeitung: Thüringens Landesregierung plant Theaterreform – Weimar soll Oper abwickeln (20.08.2015 – 09:35 Uhr)

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http://www.thueringen.de

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