Samstag, 17. September 2016 / 22:20 – 23:05 Uhr
3sat
Dokumentation (Deutschland 2016, Erstausstrahlung) Opernfans verehren sie, selbst Kritiker sprechen in Superlativen von ihr: Anja Harteros, "Die Opernkönigin", "Die Stradivari unter den Stimmen" oder gar "Die beste Sängerin der Welt". Die 44-jährige Sopranistin, die in Bergneustadt geboren wurde und einen griechischen Vater hat, macht mit ihrer Ausnahmestimme und Bühnenpräsenz kontinuierlich Karriere, die sie auf alle wichtigen Bühnen dieser Welt führt. Ihre internationale Karriere begann 1999, als sie als erste Deutsche den 1. Platz des "Cardiff Singer of the World"-Wettbewerbs holte.
Dort lernte sie Sir Peter Jonas kennen, der sie als Intendant der Bayerischen Staatsoper kurz darauf nach München rief. Bis heute ist an der Bayerischen Staatsoper ihre künstlerische Heimat. Auch der jetzige Intendant, Nikolaus Bachler, ist von der Sängerin begeistert: "Was sie so einzigartig macht ist, dass sie alles am Theater auslebt. Bei ihr sind Ernsthaftigkeit, Genauigkeit und kritische Haltung zu sich selbst gepaart mit einer Form von einer Kühnheit – das macht das Ganze so spannend."
Zum ersten Mal in ihrer mittlerweile 20-jährigen musikalischen Laufbahn erlaubt die öffentlichkeitsscheue Ausnahmekünstlerin dem Filmemacher Christian Betz exklusive Einblicke in ihren Alltag. Sie erzählt offen von den Entbehrungen, die der Sängerinnenberuf für sie mit sich bringt – und vom Druck, dem eine Künstlerin ihres Ranges ausgesetzt ist. "Ich bin irgendwie ein scheuer Mensch", so Harteros. "Ich mag nicht gerne bekannt sein. Wenn ich das Gefühl habe, ich gehe über die Straße und jeder kennt mich, dann ist das für mich beklemmend." So entzieht sich Anja Harteros den Mechanismen des Opernbetriebs, hat keinen exklusiven Plattenvertrag, hält ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit, verweigert sich einem marktschreierischen Medienschaulaufen.
Mit Jonas Kaufmann, 47, steht Harteros oft gemeinsam auf der Bühne. Er kennt seine Kollegin: "Natürlich ist sie eine Diva – und das muss sie auch sein! Wenn sie zu allem Ja und Amen sagen würde, könnte sie die Position, die sie hat, nicht erreichen – und vor allem nicht halten! Aber sie ist ja dabei überhaupt nicht schwierig. Anja ist ein unheimlich herzlicher, freundlicher, lieber und offener Mensch."Der Film begleitet Anja Harteros über neun Monate hinweg in ihrem Alltag. Von der Neuinszenierung "Arabella", in der sie unter der Regie des bekannten Filmregisseurs Andreas Dresen die Hauptrolle singt, über die Einstudierung und das Rollendebüt der Amelia in "Un ballo in maschera" – bis hin zu einem Arienabend in Budapest, wo Harteros zum ersten Mal auftritt. Dabei kommen auch langjährige Weggefährten wie Sir Peter Jonas oder der damalige Münchener Generalmusikdirektor Maestro Zubin Mehta zu Wort. Die Neuinszenierung von "Un ballo in maschera" an der Bayerischen Staatsoper in München bedeutet für Harteros in der weiblichen Hauptrolle und Mehta als Dirigent Neuland: Beide geben hier ihr Debüt.
(pt/MH)