München – Der Streit zwischen zwei Musikern um eine Viola beschäftigt seit Mittwoch das Oberlandesgericht München. Ein Bratschist der Berliner Philharmoniker sieht sich beim Kauf der vermeintlich wertvollen Bratsche getäuscht. Der Mann hatte einem Berufskollegen, der früher bei den Berliner und Münchner Philharmonikern spielte, 2013 die Viola mit der Inschrift "Luigi Mingazzi Ravenna 1923" für 60.000 Euro abgekauft. Zwei Jahre später ergab jedoch ein Privatgutachten, dass die Bratsche gar nicht von dem Meister aus Ravenna, sondern aus dem Vogtland stamme.
Nun will der Philharmoniker den Kaufpreis um 40.000 Euro mindern. Sein Berufskollege hält jedoch ein anderes Gutachten dagegen. Zudem hätten die Musiker nie vereinbart, dass es sich um eine Mingazzi handelt. Der Kläger habe die Bratsche, die er vor dem Kauf schon längere Zeit genutzt habe, allein wegen ihrer klanglichen Qualitäten gekauft. Der Philharmoniker, der den Kaufvertrag nicht rückabwickeln möchte, wolle schlicht ein Schnäppchen machen.
Das Landgericht Traunstein, in dessen Bezirk der Verkäufer wohnt, wies die Klage am 8. April 2016 ab. Doch vor dem Münchner Oberlandesgericht könnte sich der Fall nun wenden: Laut Gericht sei zwar nicht ausdrücklich, aber "konkludent" vereinbart worden, dass es sich um ein Instrument von Mingazzi handelt. Wenn der Käufer für eine Bratsche 60.000 Euro zahle, dann sei klar: "Ich kaufe hier eine Mingazzi", sagte der Vorsitzende Richter Wilhelm Schneider am Mittwoch. Auch der Verkäufer habe nie etwas anderes behauptet.
Das Gericht will nun einen Sachverständigen einschalten, der prüfen soll, ob die Viola von Mingazzi stammt und wie wertvoll sie tatsächlich ist. Erst wenn das Gutachten vorliegt, wird der Prozess weitergehen.
(dpa/MH)
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