In seiner diesjährigen Osterarbeitsphase hat das Bundesjugendorchester die 8. Symphonie von Anton Bruckner erarbeitet. Es folgte ein erstes Konzert in Garmisch-Partenkirchen und eine Rundfunkproduktion. Vom 29. April bis 3. Mai war das Orchester auf Tournee durch Deutschland und spielte jeden Abend in einer anderen Stadt. Direkt nach dem letzten Konzert in Berlin hat "musik heute" ein kurzes Gespräch mit Konzertmeisterin Julia Knapp (17) und Geiger Fjodor Selzer (18) geführt.
musik heute: Herzlichen Glückwunsch zu Eurem begeisternden Konzert! Wie fühlt Ihr Euch jetzt, nachdem Eure Tournee vorbei ist?
Julia: Wir sind erleichtert und glücklich, dass wir es geschafft haben. Aber auch ein bisschen traurig, dass es schon wieder vorbei ist.
Fjodor: Wir sind echt fertig, denn es war wirklich anstrengend. Aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt.
musik heute: Wie lange habt Ihr an der Symphonie gearbeitet?
Julia: Wir haben uns am 16. April in der Landesakademie Ochsenhausen getroffen. Dann hatten wir drei Tage Registerproben, das heißt jede Instrumentengruppe einzeln.
Fjodor: Ab dem 20. April hat das Orchester "tutti" geprobt, also "alle zusammen". Fünf Tage lang, jeweils sechs Stunden.
musik heute: In so einer kurzen Zeit habt Ihr diese lange Symphonie erarbeitet?
Julia: Ja, aber jeder Einzelne hat seine Noten schon vorher bekommen und für sich geübt.
musik heute: Wer wählt die Werke aus, die Ihr spielt?
Julia: Die Auswahl treffen meistens der jeweilige Dirigent und der Projektleiter Sönke Lentz. Wir können aber auch selbst Vorschläge unterbreiten. Dann freuen wir uns um so mehr, wenn ein Werk davon auf den Spielplan kommt.
musik heute: Wie war Eure erste Reaktion, als Ihr erfahren habt, dass Ihr die 8. Symphonie von Bruckner einstudieren werdet?
Julia: Ehrlich gesagt wäre es nicht meine erste Wahl gewesen. Aber nach dem zweiten, dritten Mal war ich mehr und mehr begeistert. Es ist ja auch ein gewaltiges und ungeheuer interessantes Werk.
Fjodor: Es war eine enorme künstlerische Erfahrung, diese Symphonie zu erarbeiten. Wir haben alle viel daraus mitgenommen.
musik heute: Es heißt ja oft, dass sich junge Leute nur für die Dauer eines MTV-Clips konzentrieren können, also etwa drei Minuten. Aber Ihr habt Euch "mal eben" anderthalb Stunden lang voll konzentriert, ohne Pause.
Julia: Ja, aber es macht doch Spaß! Natürlich ist es eine Herausforderung, die Spannung so lange zu halten. Dann motivieren wir uns gegenseitig. Und das Publikum hat uns ja toll mitgetragen.
Fjodor: Sicher ist es anstrengend. Aber diese Musik macht einfach so viel Spaß, da kommt einem eine halbe Stunde wie 3 Minuten vor.
musik heute: Was macht Ihr als nächstes?
Fjodor: Wir gehen jetzt noch feiern und anschließend fahren wir alle nach Hause.
Julia: Aber im Sommer treffen wir uns ja schon wieder. Dann erarbeiten wir unter anderem die 6. Sinfonie von Beethoven.
musik heute: Vielen Dank für das Gespräch und feiert noch schön.
Julia und Fjodor: Gern geschehen und danke.
(Die Fragen stellte Wieland Aschinger.)