Sonntag, 21. Juni 2015 / 15:00 – 17:15 Uhr
ARTE
Operette (Frankreich 2015, Erstausstrahlung) Die wohl berühmteste Operette des deutsch-französischen Komponisten Jacques Offenbach, "Die schöne Helena", wird erstmals mit Bluescreen-Technik inszeniert: Für diese Aufführung arbeitet das Théâtre du Châtelet erneut mit dem Erfolgs-Duo Pierrick Sorin und Giorgio Barberio Corsetti zusammen. Die Inszenierung wird live – leicht zeitversetzt – aus dem Théâtre du Châtelet übertragen.
Vielversprechend ist auch die Besetzung: Gaëlle Arquez (Hélène) war zuletzt in der Mailänder Scala und der Pariser Oper in Bob Wilsons Monteverdi-Trilogie zu bewundern; Bogdan Mihai (Pâris) und Jean-Philippe Lafont (Calchas), stellten bereits in früheren Produktionen ihre einmaligen Schauspiel- und Sangeskünste unter Beweis.
Offenbachs Operette "Die schöne Helena" wurde schon kurz nach der Erstaufführung im Jahr 1864 in der ganzen Welt gespielt. Auf humorig-satirische Weise kritisiert sie die Gesellschaft des französischen Kaiserreiches unter Napoleon III. und parodiert die griechisch-römische Antike.
Die Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Pierrick Sorin und dem italienischen Regisseur Giorgio Barberio Corsetti ist vielversprechend, feierte doch ihre Inszenierung von Rossinis "La Pietra del Paragone" bereits großen Erfolg. Während der Einsatz von Videos in heutigen Operninszenierungen fast schon banal ist, geht das Duo noch einen Schritt weiter und bedient sich der Bluescreen-Technik: Während die Schauspieler auf einer blauen Bühne agieren, filmen technische Assistenten auf beiden Seiten der Bühne maßstabreduzierte Kulissenmodelle in Echtzeit. Diese Modelle werden anschließend hinter die Liveaufnahmen der Darsteller gelegt. Indem das so entstehende Gesamtbild auf eine Leinwand über der Bühne projiziert wird, verwandelt sich die Realität vor den Augen der Zuschauer in ein komödienartiges Spektakel. Wer die Werke von Pierrick Sorin aufzeichnen will, sieht sich mit ganz neuen Fragen konfrontiert: Wie filmt man einen Film, dessen Projektion sich gerade in Echtzeit abspielt?
Für die Fernsehausstrahlung teilt der Filmregisseur Philippe Béziat den Bühnenraum neu ein: Die einzelnen Aufnahmen sind so zusammengestellt, dass der Fernsehzuschauer ein zweifellos anderes, aber dem Theaterbesuch äquivalentes Erlebnis genießen kann – eine ganz unkonventionelle, aber überaus amüsante Opernerfahrung.
Pierrick Sorin ist ein französischer Videokünstler, der aus skurrilen Objekten, optischen Täuschungen und neuen Technologien traumhaft-burleske Welten zaubert. Seit 2006 widmet er sich verstärkt der Theaterarbeit und insbesondere der Operninszenierung. Dabei kreiert er mithilfe von Videotechnik faszinierende Szenografien, die gewissermaßen vor den Augen der Zuschauer live entstehen.
(pt/wa)