Hamburg/Berlin (mh) – Klassische Musik löst nicht nur oberflächliche Emotionen aus, sondern geht auch tiefer. Davon ist der mexikanische Tenor Rolando Villazón überzeugt: "Sie holt Gefühle aus unserem Inneren hervor, eigene Freuden, eigene Traurigkeiten, eigene Zweifel", sagte er der Zeitschrift Brigitte (Ausgabe 25/2012). Zu Weihnachten würden viele Menschen klassische Musik hören, die sich sonst nicht dafür interessieren, weil man an den Feiertagen in die Tiefe gehe. Und dabei helfe die Musik: "Klassische Musik ist so komplex wie der Mensch. Anders gesagt: Der Mensch ist eher eine Symphonie als ein Popsong", meinte der Tenor.
Mit seinem neuen Album "Villazón Verdi" wolle er die Geschichte des Komponisten Giuseppe Verdi erzählen, von dessen ersten bis zu seinen reifen Jahren und von unbekannten bis zu seinen populären Arbeiten. "Verdi schrieb sehr komplizierte Harmonien, hatte aber keine Scheu, eine so schlichte Arie wie 'La donna è mobile' zu komponieren." Die Musik des 1813 geborenen Komponisten erzeuge Gefühle wie kein anderer: "Du hörst den ersten Takt und – peng! – sofort ist da ein Gefühl. Es ergreift dich."
Kritiker hätten Verdi gerügt, weil er Musik als Ausdruck großer Gefühle wie Liebe und Schmerz sah. Wenn es um diese Themen auch in den meisten Liedern von heute geht, zeige das: "Verdi ist modern", so Villazón. Seine Musik gehe tief in die Seele der Menschheit, in ein kollektives Unbewusstes. Deshalb verstehe sie ein jeder, wie der Tenor selbst erlebt hat: "In Los Angeles habe ich einmal Leute, die keine Ahnung von Klassik hatten, von der Straße in die Oper geholt, in 'La Traviata'. Sie waren hingerissen!" Daher empfehle er jedem, der noch nie eine Oper gehört hat: "Geh in eine Verdi-Oper, und schon hat es dich erwischt!".
(wa)
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