Berlin (MH) – Von einer leidenschaftlichen Liebe im 21. Jahrhundert handelt das neue Musiktheaterstück "Heart Chamber" von Chaya Czernowin, das am Freitag an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt wurde. Das Premierenpublikum spendete nach der 90-minütigen Aufführung viel Beifall, auch der anwesenden Komponistin.
Aus der zufälligen Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau entsteht auf der Bühne eine amouröse Beziehung, die sich in einer losen Szenenfolge entwickelt. Die Protagonisten fühlen sich voneinander angezogen und wieder abgestoßen. Sie geraten in ein Wechselbad von Euphorie und Traurigkeit, unterschiedliche Bewusstseinsebenen überschneiden sich.
Das Geschehen spielt sich ab auf einer kargen Drehbühne mit schwindelerregenden Treppenfluchten ohne Geländer. Licht- und Schatteneffekte erinnern an die Ästhetik manieristischer Gemälde, im Hintergrund laufen Videoprojektionen ab.
Bravourös meisterten die Sopranistin Patrizia Ciofi ("Sie") und der Bariton Dietrich Henschel ("Er") die anspruchsvollen Hauptpartien. "Ihre innere Stimme" und "Seine innere Stimme" treten als Doubles der Protagonisten auf, die auch mit ihnen in Widerstreit geraten. In diesen Rollen überzeugten die als Interpretin zeitgenössischer Werke renommierte Kontra-Altistin Noa Frenkel und der Countertenor Terry Wey, der häufig in Barockopern zu erleben ist.
Die Musik in "Heart Chamber" schwankt zwischen Extremen: völlige Stille und fast unhörbare Töne kontrastieren mit gewaltigen Klangausbrüchen und martialischen Schlägen. Das Orchester der Deutschen Oper wird verstärkt durch das auf Neue Musik spezialisierte Ensemble Nikel, eine 16-stimmige, im Raum verteilte Vokalgruppe sowie Live-Elektronik, die Czernowin gemeinsam mit dem SWR Experimentalstudio entwickelte.
Am Pult stand Johannes Kalitzke, Regie führte Claus Guth, der bereits Czernowins Kammeroper "Pnima…Ins Innere", ein Auftragswerk der Münchner Biennale 2000, in Szene setzte. Czernowin und Guth arbeiteten auch bei dem Stück "Zaide/Adama" zusammen, das 2005 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde.
(Von Corina Kolbe)
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(ck/wa)
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