Die Berliner Philharmoniker und ihre Chefdirigenten

09. Mai 2015 - 09:30 Uhr

Berlin – Die Berliner Philharmoniker zählen zu den ältesten selbstständigen freien Orchestern und gelten als einer der namhaftesten Klangkörper der Welt. 1882 hatten sich aus der Unterhaltungskapelle Benjamin Bilses 54 Musiker abgespalten und ein eigenes Orchester gebildet, das sich wenig später den Namen "Berliner Philharmonisches Orchester" gab.

Berliner Philharmoniker

Berliner Philharmoniker

1934 übernahm das Deutsche Reich alle Gesellschaftsanteile der GmbH, die Musiker wurden zu Angestellten der Gesellschaft. Nach 1945 übernahm der Magistrat von Groß-Berlin die Pflichten des Reiches. Das Orchester wird vom Land Berlin über eine Stiftung gefördert.

Auch heute noch hat das Orchester mit seinen 128 Planstellen ein weitgehendes Recht auf Selbstverwaltung, das 1952 geregelt und 1992 ergänzt wurde. Unter anderem ist der Intendant im Benehmen mit dem Orchester zu berufen. Nach dem Konflikt mit Chefdirigent Herbert von Karajan in den 80er Jahren, wurde die Direktwahl des Chefdirigenten durch die Musiker festgeschrieben. Besonderes Gewicht hat die Generalversammlung, die in geheimer Abstimmung über die Aufnahme neuer Orchestermitglieder entscheidet.

Seit ihrer Gründung hatten die Berliner Philharmoniker erst sechs Chefdirigenten:

Hans von Bülow, 1887-1892: Der Dirigent, der 1865 in München die Uraufführung von Richard Wagners Oper "Tristan und Isolde" geleitet hatte , setzte die Maßstäbe für den späteren Ruhm des Orchesters. 1892 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen zurück, zwei Jahre später starb er.

Arthur Nikisch, 1895-1922: Nach seiner Rückkehr aus den USA übernahm er 1895 das Orchester. Mit Nikisch unternahmen die Philharmoniker ihre ersten großen Reisen, unter anderem zur Krönung des Zaren nach Moskau. Nikisch blieb 27 Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1922.

Wilhelm Furtwängler

Wilhelm Furtwängler

Wilhelm Furtwängler, 1922-1934 und 1952-1954: Mit 36 Jahren trat er 1922 als Chef an. Nachdem das NS-Regime die Uraufführung von Paul Hindemiths Oper "Mathis der Maler" verboten hatte, legte er sein Amt nieder. Ein Jahr später kehrte er zurück, ohne Ämter. 1945 erhielt er Berufsverbot. In einem Entnazifizierungsverfahren wurde er freigesprochen. 1952 erhielt er seine Position offiziell zurück, zwei Jahre vor seinem Tod.

Herbert von Karajan, 1956-1989: Seit 1956 entwickelten sich die Philharmoniker mit Karajan zum "Global Player" mit Tourneen in die USA, Japan und China sowie Platten- und TV-Aufnahmen. Karajan setzte sich für den Bau der Philharmonie ein, die 1963 eröffnet wurde. Als er gegen den Willen des Orchesters die Klarinettistin Sabine Meyer verpflichten wollte, kam es zum Eklat. 1989 legte Karajan sein Amt nieder. Drei Monate später starb er.

Claudio Abbado, 1990-2002: Die Laufbahn des Italieners war früh mit dem Orchester verknüpft. Mit 33 Jahren gab er sein Debüt in Berlin. 1990 wurde er zum Chefdirigenten gewählt. Abbado widmete sich unter anderem dem Werk Gustav Mahlers, konzertanten Opernaufführungen und großen Zyklen – und wurde vom Publikum angehimmelt. Nach dem letzten Konzert als Chef 2002 regneten mehr als 4000 Blumen auf ihn herab. Bis zu seinem Tod 2014 kehrte er immer wieder als Gast nach Berlin zurück.

Simon Rattle, seit 2002: Auch der Brite dirigierte vor seinem Start 2002 sehr oft das Orchester. Er pflegt einen transparenten Klang und setzt sich für zeitgenössische Komponisten ein. Sehr aktiv ist er am Bildungsprogramm für junge Leute beteiligt. Große Erfolge hatte Rattle mit seinen Zyklen der Symphonien von Brahms, Sibelius und Mahler. Ab 2017 wird er Chef des London Symphony Orchestra und will bis zu seinem Abschied ein Jahr zwischen London und Berlin pendeln.

(dpa/MH)

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