Sonntag, 17. Mai 2015 / 23:40 – 02:30 Uhr
ARTE
Oper (Deutschland 2011) In Jacques Offenbachs Oper "Hoffmanns Erzählungen" wird der romantische Dichter E.T.A. Hoffmann selbst zum Held seiner eigenen Erzählungen. In Richard Jones' Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper übernahm der mexikanische Tenor Rolando Villazón die Titelpartie. Die deutsche Starsopranistin Diana Damrau verkörperte die vier Geliebten Hoffmanns: Olympia, Giulietta, Antonia und Stella.
"Les Contes d’Hoffmann" – so der französische Originaltite – ist die einzige erfolgreiche Oper von Jacques Offenbach und gleichzeitig sein letztes Werk, an dem er bis kurz vor seinem Tod arbeitete. Die Uraufführung an der Pariser Opéra Comique im Februar 1881 erlebte Offenbach nicht mehr, er starb noch während der Proben am 5. Oktober 1880. Auch hinterließ er kein vollendetes Manuskript und die handschriftliche Partitur wurde durch ein Feuer im Theater zerstört, so dass die Uraufführung nur einen Torso seiner Absichten realisierte. Doch im Laufe der Zeit tauchten in den Archiven und Nachlässen verschiedene Quellen und Skizzen auf, die eine Rekonstruktion des gesamten Werks ermöglichten.
Das effektvolle Libretto basiert auf einem von Jules Barbier und Michel Carré verfassten Theaterstück, das 1851 uraufgeführt wurde. In ihrem Drama verbinden die Autoren drei Liebesabenteuer aus verschiedenen Erzählungen des romantischen Dichters E.T.A. Hoffmann miteinander: "Der Sandmann", "Rat Crespel" und "Abenteuer in der Silvesternacht". Während in diesem Theaterstück die männlichen Protagonisten verschiedene Figuren sind, wird in Offenbachs Opernlibretto der Dichter Hoffmann selbst zum Held aller Erzählungen. Indem Offenbach die Gesangspartien der anderen Hauptprotagonisten jeweils demselben Interpreten anvertraut, verknüpft er die verschiedenen Geschichten auch musikdramaturgisch stringent miteinander.
Die Bayerische Staatsoper kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Kurfürst Ferdinand Maria – der auch Schloss Nymphenburg und die Theatinerkirche in München bauen ließ – errichtete im 17. Jahrhundert im Herkulessaal der Residenz ein Saaltheater, in dem vor der Hofgesellschaft die ersten italienischen Opern aufgeführt wurden. Im Jahr 1818 erhielt das Opernensemble mit dem Nationaltheater am Max-Joseph-Platz sein heute bekanntes Haus, eines der größten Opernhäuser Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 1943 weitgehend zerstört. Es dauerte 20 Jahre, bis das Nationaltheater mit Hilfe der "Freunde des Nationaltheaters" nach den Plänen von Gerhard Graubner und Karl Fischer im alten klassizistischen Glanz wiederaufgebaut und am 21. November 1963 für das Publikum erneut geöffnet wurde.
Diana Damrau ist der Wirbelwind des Opernbetriebs. Mit ihrem außergewöhnlichen Charakter und ihrem überragenden Gesang beeindruckt die Sopranistin Dirigenten, Regisseure und Journalisten gleichermaßen. Ihre erste Lehrerin traf Diana noch in ihrer Heimatstadt Günzburg: Mit knapp 19 Jahren schloss Damrau ihr Gesangsstudium mit Auszeichnung ab und feierte ihr Bühnendebüt als Eliza im Musical "My Fair Lady" am Stadttheater Würzburg. Nach weiteren Engagements in Mannheim und Frankfurt startete sie 2002 ihre internationale Karriere. Sie gastierte an den großen deutschen Opernhäusern von München, Berlin, Dresden, Hamburg und trat bald auch in Wien, Brüssel, Washington, London, Mailand, New York und Madrid sowie seit 2001 bei den Salzburger Festspielen auf. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie bekannt, als sie im Münchener Olympiastadion neben Plácido Domingo bei der großen Eröffnungsfeier zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auftrat. Von der Fachzeitschrift "Opernwelt" wurde sie 2008 zur Sängerin des Jahres gewählt.
Rolando Villazón kann mit der Extravaganz der Opernszene nichts anfangen. Dennoch ist der mexikanische Tenor, geboren am 22. Februar 1972, in der Opernwelt zu Hause und einer der ganz großen Stars der Klassikszene. Spätestens seit 2005 ist sein Name weltweit bekannt, als er bei den Salzburger Festspielen in Verdis "La Traviata" neben Anna Netrebko auf der Bühne stand und beide anschließend als das Traumpaar der Oper gefeiert wurden. Er bekam den Echo Klassik und wurde von dem Magazin "Opernwelt" zum Sänger des Jahres gekürt. Viele Experten sehen in ihm den neuen Plácido Domingo.
(pt/wa)