Trier – Das Mosel Musikfestival wird in diesem Sommer 30 Jahre alt. Vom (heutigen) Freitag bis zum 3. Oktober stehen 55 Konzerte an 41 Spielstätten auf dem Programm. Gleich zur Eröffnung gibt es ein Geschenk an die musikbegeisterte Bevölkerung der Region: Das Konzert der Deutschen Radio Philharmonie und des Bachchors Mainz mit Beethovens "Missa Solemnis" wird live auf einer 23 Quadratmeter großen Video-Wand auf den Vorplatz der Trierer Konstantin-Basilika übertragen. Festivalbegründer und -intendant Hermann Lewen spricht vom "ersten Klassik-Public-Viewing in Rheinland-Pfalz".
Was 1985 mit sieben Konzerten in Bernkastel-Kues begann, erstreckt sich heute auf die ganze Region. Die Veranstaltungen verbinden auf rund 150 Kilometern das luxemburgische Grevenmacher mit dem Deutschen Eck in Koblenz. "Das Festival hat inzwischen einen großen Namen und gehört in Deutschland zu den Top 10", sagt Lewen.
Im Jubiläumsjahr ist bereits vor dem ersten Ton rund die Hälfte aller Tickets weg, etwa zehn Konzerte sind ausverkauft. Jedes Jahr kommen rund 15.000 Musikfreunde zu dem größten und ältesten Klassik-Festival in Rheinland-Pfalz, das auf einen Mix aus Stars und Nachwuchskünstlern setzt. Nach drei Jahrzehnten stehen mehr als 400.000 Besucher und fast 1.500 Konzerte in der Bilanz.
Zum runden Geburtstag haben sich neben dem Geigenvirtuosen Daniel Hope auch Ausnahmepianist Kit Armstrong, Cellist Mischa Maisky und Sängerin Simone Kermes angesagt. Besonders freut sich Lewen auf Klavierlegende Alfred Brendel (84) und andere treue Wegbegleiter wie Ludwig Güttler, Götz Alsmann und Martin Stadtfeld.
"Wir haben immer nach besonderen Konzertformen gesucht"
Das Festival sei auch Sprungbrett für Künstler auf die Bühnen der Welt gewesen, berichtet Lewen. Etwa Star-Klarinettist Giora Feidman: "Den haben wir aus einem Jazzkeller in Frankfurt zu uns auf die Bühne geholt", sagt der Festivalchef. Oder der junge Cellist Benedict Klöckner, der heute in New York und London auftritt. In diesem Jahr ist der junge Geiger Roman Kim dabei. "In ein paar Jahren ist er ein Weltstar", prognostiziert Lewen.
Gespielt wird nicht in großen Konzertsälen, sondern an Orten, die die 2000 Jahre alte Kulturlandschaft der Mosel prägen: Darunter Klöster, Kirchen und Burgen bis hin zu Weingütern, etwa dem des Fernsehmoderators Günther Jauch in Kanzem an der Saar. "Wir haben immer nach besonderen Konzertformen gesucht", sagt Lewen als dienstältester Festivalchef Deutschlands. Dazu gehöre auch, Konzerte mit Weinprobe oder Essen zu verbinden.
Beim Start des Festivals 1985 herrschte Pionierstimmung, erinnert sich Lewen. Damals gab es gerade mal ein bis zwei Handvoll Festivals, heute sind es 500. Das Ziel von einst, Menschen an die Mosel zu locken, sei aufgegangen, sagt Lewen, für den 2017 aus Altersgründen "die letzte Spielzeit sein könnte".
Das Budget der Reihe beläuft sich unter dem Dach des Kultursommers Rheinland-Pfalz auf 970.000 Euro, das Land ist mit 182.500 Euro dabei. Auch Kulturministerin Vera Reiß schwärmt vom Programm aus hochwertiger Musik und Kulturerlebnissen "in schönster Natur". Getragen wird das Festival zudem von den vier Landkreisen an der Mosel sowie den Städten Trier und Bernkastel-Kues.
(Von Birgit Reichert, dpa/MH)
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http://www.moselmusikfestival.de
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