Bayreuther Festspiele: Spielzeit endet ohne Visionen – Künftige Allein-Chefin machte sich rar

26. August 2015 - 09:28 Uhr

Bayreuth – Wenn am Freitag die diesjährigen Bayreuther Festspiele zu Ende gehen, beginnt für das Opernfestival ein neues Kapitel. Katharina Wagner (37) wird die alleinige Festspielchefin, ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier (70) verlässt die Leitung. In dieser Saison war die neue mächtige Frau am Grünen Hügel kaum zu sehen.

Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier

Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier

Bei der Begrüßung der Premierengäste fehlte Katharina Wagner ebenso wie beim Staatsempfang zum Abschluss des Eröffnungstags. Die Wiedereröffnung des sanierten Richard-Wagner-Museums fand ohne sie statt. Auch eine für sie geplante Ehrung der Stadt Bayreuth sagte sie ab – ein Vorsingen habe zeitgleich stattgefunden. Die Urenkelin Richard Wagners machte sich rar, als wolle sie allein ihre Regiearbeit für sich sprechen lassen. Ihre Neuinszenierung der Oper "Tristan und Isolde" erhielt meist wohlwollende Bewertungen.

Eva Wagner-Pasquier, die 2008 gemeinsam mit Katharina die Nachfolge ihres Vaters Wolfgang Wagner angetreten hatte, wünsche sich keine große offizielle Verabschiedung, sagt Sprecher Peter Emmerich. Im internen Rahmen werde sie sich aber verabschieden. Wagner-Pasquier wirkte sowieso meist im Hintergrund. In die Schlagzeilen kam sie im Juni, als Gerüchte über ein angebliches Hügelverbot für sie die Runde machten. Anschließend betonte jeder, sie arbeite ganz normal weiter bis zum Ende ihres Vertrags.

Und wie geht es nun weiter bei den Festspielen? Katharina Wagner hat den Dirigenten Christian Thielemann als Musikdirektor an ihrer Seite, er wird künftig ein gewichtiges Wort mitsprechen rund um die Festspiele. Soweit die personelle Aufstellung in der Chefetage.

Aber Visionen? Innovationen? Fehlanzeige. Zumindest hört man nichts davon. Immerhin: Die Besetzungsliste für 2016 ist bereits Ende Juli auf der Homepage veröffentlicht worden, inzwischen weiß man zudem, dass im kommenden Jahr Petra Lang die weibliche Titelpartie in "Tristan und Isolde" singen wird. In diesem Jahr war kurzfristig Evelyn Herlitzius eingesprungen.

Dass die letzten Festspieltage von Bayreuth ganz im Zeichen des Abschieds stehen, liegt aber eigentlich weniger an Eva Wagner-Pasquier. Sondern vielmehr daran, dass die inzwischen heiß geliebte "Lohengrin"-Inszenierung von Hans Neuenfels mit Klaus Florian Vogt als Schwanenritter vom Spielplan fliegt. Sie war sowieso schon ein Jahr länger zu sehen als ursprünglich eingeplant. Und: Kirill Petrenko gibt die musikalische Leitung des Opern-Vierteilers "Der Ring des Nibelungen" ab. Wie er bereits im Herbst 2014 angekündigt hatte, will er sich künftig auf seine Aufgabe als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München konzentrieren, ehe er dann Chef der Berliner Philharmoniker wird. In Bayreuth wird Marek Janowski übernehmen.

Festspielhaus Bayreuth

Festspielhaus Bayreuth

Petrenko war der Mann, der bei der aktuellen "Ring"-Produktion unter der Regie von Frank Castorf die Fäden zusammenhielt. Ihn feierte das Publikum im Festspielhaus euphorisch. Janowski tritt ein schweres Erbe an.

Gerüchte darüber, dass der Mythos von den begehrten Bayreuth-Tickets längst gebröckelt ist, zerstreut man in Bayreuth eifrig. Schon vor dem Auftakt sagte der kaufmännische Direktor Heinz-Dieter Sense, der beste Beleg für die Attraktivität der Tickets sei, dass es einen Schwarzmarkt gebe. Bewährt habe es sich, über das Internet eine Art Ticketbörse einzurichten. So hätten Interessierte auch noch kurzfristig an Karten kommen können, die andere zurückgeben mussten.

Und zum Abschluss versichert Sprecher Emmerich: "Verkauft worden sind alle Tickets." Dass Plätze leer blieben, sei normal, da immer wieder Menschen trotz gültiger Karte nicht anreisten.

Und wenn die Künstler zum 28. August das Festspielhaus verlassen, rücken nur kurze Zeit später die Bauarbeiter an: Ab dem 1. September beginnt die lang erwartete Sanierung des weltberühmten Opernhauses. Los geht es an der Fassade. Schon seit einigen Jahren ist hier ein Gerüst mit einer Plane angebracht, um Passanten und Gäste vor herabfallenden Putzteilen zu schützen.

(Von Kathrin Zeilmann, dpa/MH)

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