Betroffenheit über Tod von Pierre Boulez – Komponist und Dirigent mit 90 Jahren gestorben

06. Januar 2016 - 16:57 Uhr

(Zweite Zusammenfassung – Neu: Mit Reaktionen)

Berlin (MH) – Der Tod des französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez hat Betroffenheit in der Musikwelt ausgelöst. Diese habe "einen der ganz Großen verloren", sagte die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler am Mittwoch. "Ohne ihn wäre die Geschichte der Musik seit 1945 eine andere." Boulez starb am Dienstag mit 90 Jahren in Baden-Baden, wie sein Büro am Mittwoch in Paris bestätigte. Er hatte schon länger gesundheitliche Probleme.

Pierre Boulez (1925-2016)

Pierre Boulez (1925-2016)

Der Dirigent Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, erklärte, Boulez sei es gelungen, "ein ästhetisches Paradox zu leben – er fühlte mit dem Kopf und dachte mit seinem Herzen". Der Freund und Kollege werde für ihn "immer ein Mann der Zukunft bleiben". Boulez war der einzige Dirigent, der neben dem Gründer Barenboim Konzerte des West-Eastern Diva Orchestra führte. Die Barenboim-Said-Akademie, die 2017 in Berlin öffnen soll, erhält einen nach Boulez benannten Konzertsaal.

Aus Sicht von Frankreichs Präsident François Hollande ließ Boulez "die französische Musik weltweit glänzen". Sein kritisches Denken jenseits von Genres stehe für Dialoge von Disziplinen wie Malerei, Poesie, Architektur, Film und Musik. Auch die Pariser Philharmonie habe ihm viel zu verdanken. Dort hieß es, für alle, die Boulez' kreative Energie, künstlerisches Niveau, Einsatzbereitschaft und Großmut schätzen konnten, bleibe er präsent.

Für Österreichs Kulturminister Josef Ostermayer hat Boulez "die Musikwelt revolutioniert". Der Künstler habe sein Publikum weltweit fordern und begeistern können. Die Salzburger Festspiele hatten Boulez 2015 zum 90. Geburtstag einen Schwerpunkt gewidmet.

Der Präsident der Biennale von Venedig, Paolo Baratta, würdigte Boulez als "Bezugspunkt für eine ganze Generation". 2012 hatte der Komponist dort den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhalten.

Der Intendant des Festspielhauses Baden-Baden, Andreas Mölich-Zebhauser, nannte Boulez einen "immer befreundeten Wächter über die Qualität unseres Programms". Boulez habe nicht weit vom Festspielhaus gewohnt. "Es war bewegend mitzuerleben, wie er in den letzten Jahren immer mehr Interesse an den Werken vieler musikalischer Epochen fand, die in seinem Leben bis dato keine Hauptrolle gespielt hatten", sagte Mölich-Zebhauser der Deutschen Presse-Agentur.

"Angenehm unangepasst und dabei bis zuletzt neugierig und immer unbedingt im Dienste der Musik", charakterisierte SWR-Intendant Peter Boudgoust den "großen Meister". Der Name Boulez stehe für die zeitgenössische Musik wie kaum ein Zweiter. "Er hat Generationen von Musikern und Musikliebhabern beflügelt, als Dirigent und als Komponist gleichermaßen."

(wa, mit dpa)

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