Hagen (MH) – Das Theater Hagen hat sich schon des Öfteren durch eine mutige und kluge Programmpolitik hervorgetan und Kritikerlob dafür eingeheimst. Im 25. Todesjahr des Komponisten Ernst Krenek ist es nun vorgeprescht und hat am Samstag dessen Oper "Jonny spielt auf" als Neuproduktion auf die Bühne gebracht. Das wusste auch das verhalten begeisterte Publikum zu schätzen, das vor allem die beiden Hauptdarsteller und den Dirigenten mit zahlreichen Bravo-Rufen bedachte.
Generalmusikdirektor Florian Ludwig, der in Hagen einen nicht immer einfachen, aber nachhaltigen Weg gegangen ist, bleibt sich auch mit Kreneks Stück treu. Denn obwohl das 1927 uraufgeführte Werk schnell mit dem Etikett "Jazz-Oper" versehen wurde, ist die schillernde Musik keine leichte Kost. Im Gegenteil, die Partitur ist hochkomplex und das Philharmonische Orchester Hagen spielte sie am Premierenabend mit großartigem Schwung, auch wenn hier und da durchaus noch Ecken und Kanten zu Tage traten.
Der Plot, der autobiografische Bezüge aufweist, ist eine Dreiecksgeschichte par excellence, die reichlich Raum für Klamauk und für dramatische Entwicklungen bietet. Mit geradezu domestiziert choreografierten Ensembleszenen zeigte sich Roman Hovenbitzers handwerklich solide Inszenierung diesbezüglich aber etwas unentschlossen. Im zweiten Akt überzeugte sie deutlich mehr. Hier fand der Regisseur am dramatischen Kulminationspunkt der Oper einige wirklich geniale Chiffren, die das szenische Geschehen nicht nur bebildern, sondern es entschlüsseln. Auch das Schlussbild, das den ganzen Hokus Pokus letztendlich entzaubert und die hochfliegenden Träume des Protagonisten symbolisch zerstört, bleibt in Erinnerung.
Durchweg herausragend war das Sängerensemble. Edith Haller (Anita) und Hans-Georg Priese (Max) navigierten in stimmlich gewichtigem Fahrwasser mit außerordentlichem Tiefgang und gaben ihren Figuren auch schauspielerisch ein ausgezeichnetes Profil. Alleine diese beiden machten den Abend zu einem Ereignis. Aber auch Maria Klier (Yvonne) mit zuweilen soubrettenhaftem Charme, Kenneth Mattice (Jonny) und Andrew Finden (Daniello) fügen sich in das stimmige Gesamtbild ein.
Insgesamt lohnt sich eine Fahrt nach Hagen, hier wird mutiges Musiktheater auf einem ausgezeichneten Niveau gemacht.
(Von Guido Krawinkel)
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