Opernkarriere endet, bevor sie begann: Hahn "Igor" darf nicht mitspielen

18. April 2016 - 19:00 Uhr

Düsseldorf – In einem prachtvollen, goldenen Käfig sollte "Igor" in Düsseldorf auftreten, vor allem im ersten Akt hätte er im Mittelpunkt gestanden. Doch daraus wurde nichts: Kurz vor der Premiere der Oper "Der goldene Hahn" von Nikolai Rimsky-Korsakow stoppte die Stadt die Bühnenpremiere des Gockels. "Der Hahn tritt nicht auf", sagt Opernsprecherin Tanja Brill, auch mit Blick auf die weiteren Aufführungen.

Der goldene Hahn

Der goldene Hahn

Grund für das jähe Karriereende ist eine Auflage des Veterinäramts, die die Deutsche Oper am Rhein in der Kürze der Zeit nicht mehr erfüllen konnte. Denn vor allem die fehlende Fläche, die dem Hahn zur Verfügung gestanden hätte, war dem Amt ein Dorn im Auge. "Der Käfig hätte etwa vier Mal so groß sein müssen, zudem wäre eine Sitzstange nötig", sagt Klaus Meyer vom Amt für Verbraucherschutz. Zudem bemängelte die Stadt den Transport des Hahns im abgedeckten Käfig auf der Bühne, beeinflusst von Scheinwerferlicht und Musik.

Zwei Tage hatte die Oper bis zur Premiere Zeit, die Auflagen umzusetzen. Doch vor allem die Forderung nach mehr Platz für den Hahn brachte das Spielhaus an seine Grenzen. "Ein so großer Käfig hätte gar nicht in das künstlerische Konzept gepasst", sagt Opernsprecherin Tanja Brill.

Der Landestierschutzverband NRW zeigte sich derweil erfreut über die Entscheidung und das Fehlen des Hahns auf der Opernbühne: "Ein Hahn rennt auf dem Hühnerhof rum, pikt und versucht, hinter den Hühnern herzukommen", sagt Vizepräsident Günther Oltrogge. "Wenn man bei einer Aufführung ein Tier auf der Bühne haben will, kann man dafür auch wunderbar ein künstliches nutzen."

Ob "Igor" diese Meinung teilt, bleibt ungewiss. Laut der Oper jedenfalls hat er immer gerne an den Proben teilgenommen. "Die Darsteller hatten den Hahn liebgewonnen. Er hat sich sichtlich wohl gefühlt", sagt Brill. In den vergangenen Wochen wurde das Federvieh regelmäßig vom heimischen Bauernhof in Wittlaer zum Opernhaus chauffiert, um sich vor Ort an die Bühnenatmosphäre zu gewöhnen. Sein Auftritt war für den ersten Akt geplant, später sollte er dann nicht mehr auf der Bühne stehen.

"So wie Igor waren wir natürlich traurig, dass seine Karriere so kurzfristig gebremst wurde", teilt Opernintendant Christoph Meyer mit. Doch Zeit, um dem Gockel lange hinterher zu weinen, blieb dem Intendanten nicht: Pünktlich zur Premiere konnte Meyer einen Ersatz finden, allerdings einen deutlich weniger lebendigen – ein künstlicher goldener Hahn übernahm "Igors" Part und wird auch künftig zum Ensemble der Inszenierung gehören.

Den Ausfall müsse man auch weiterhin mit Humor sehen, heißt es bei der Oper. "Die Inszenierung funktioniert mit dem künstlichen Hahn genauso gut." Auch bei der Premiere am Freitagabend hatte Intendant Meyer zu Beginn seiner Ansprache an das Publikum bereits zur Ironie gegriffen, als er zur Gedenkminute für den Gockel aufrief.

(Von Fabian Nitschmann, dpa/MH)

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(17.04.2016 – 19:17 Uhr)

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