Schumann-Wettbewerb: Teilnehmer müssen vor Ururenkel des Komponisten bestehen

10. Juni 2016 - 09:30 Uhr

Zwickau – Beim 17. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang messen sich vom (heutigen) Freitag an so viele Musiker wie nie zuvor. In Zwickau spielen die 214 Teilnehmer Werke des romantischen Komponisten (1810-1856). Ihnen gegenüber wird auch ein Ururenkel Schumanns sitzen – als Juror.

Wolf-Hildebrand Moser

Wolf-Hildebrand Moser

Wolf-Hildebrand Mosers Großmutter ist die Schumann-Enkelin Julie. Diese wiederum war die älteste Tochter von Ferdinand, dem Sohn von Clara und Robert Schumann. Ob Großmutter, Mutter, Tante oder inzwischen Nichten und Neffen, mütterlicherseits ist das musikalische Talent unverkennbar: Die Auswahl reicht vom Sänger, Pianisten und Oboisten bis zum Klavierlehrer und Schulmusiker.

Aber nicht nur die Schumann-Seite seiner Familie habe etliche Talente hervorgebracht, wie Moser sagt: "In dieser Familie hatte man gar keine andere Chance als die Musik." So war sein Vater Hans-Joachim Musikwissenschaftler und Komponist und dessen Vater Andreas Moser wiederum ebenfalls Musikprofessor und mit Johannes Brahms befreundet. Wolf-Hildebrand Moser, der während des Zwickauer Wettbewerbs seinen 73. Geburtstag feiert, hat es zunächst mit einem Studium der Geschichte versucht. "Bis zum Doktorthema habe ich es geschafft, dann habe ich doch auf Gesang umgesattelt. Irgendwann holt es einen ein, bereut habe ich es aber nie", erzählt er.

20 Jahre lang hat er als Tenor auf deutschen Bühnen gestanden, und mit 49 Jahren abermals die Richtung geändert: bis zum Ruhestand vor sechs Jahren war er Theateragent. Aus dieser Zeit ist ihm auch der Schumann-Wettbewerb gut bekannt, den er bereits mehrfach besucht hat – aus purem Interesse an den Werken seines Urahns und um die Künstler zu hören.

Als Juror im Fach Gesang, in dem sich diesmal 90 Sängerinnen und Sänger messen, prädestiniert ihn nicht allein seine Herkunft. Keiner der übrigen acht Juroren dürfte in seinem Leben schon so viele Vorsingen erlebt haben wie Moser. "Als Agent habe ich zehn Monate im Jahr alle zwei Wochen Hochschulabsolventen beurteilen müssen", berichtet der in der Nähe von Braunschweig lebende Musikexperte. Das dürften pro Jahr knapp unter 1.000 Vorsingen gewesen sein, schätzt er. "Und das 16 Jahre lang!"

Dass er nun erstmals in der Jury des seit 1956 ausgetragenen Schumann-Wettbewerbs sitzt, geht auf die Erkrankung eines schon gesetzten Jurors zurück. Vor wenigen Wochen habe ihn Thomas Synofzik, Leiter des Zwickauer Robert-Schumann-Hauses angerufen und gefragt, ob er einspringen wolle. "Zum Glück hat er es nochmal telefonisch versucht", erzählt Moser. Denn die erste Anfrage lief in die digitale Leere, auf eine kaum noch genutzte alte E-Mail-Adresse.

(Von Claudia Drescher, dpa/MH)

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