Architekt Frank Gehry: "Ich wollte eine Intimität zwischen Musikern und Publikum schaffen"

12. September 2016 - 18:03 Uhr

Berlin – Stararchitekt Frank Gehry (87) wird weltweit für seine außergewöhnlichen Formen und Materialien gefeiert. Zu seinen berühmtesten Gebäuden zählt das Guggenheim-Museum im nordspanischen Bilbao. Jetzt hat der Amerikaner mit kanadischen Wurzeln einen neuen Kammermusiksaal in Berlin geschaffen.

Frage: Sie haben den Pierre Boulez Saal ehrenamtlich entworfen. Warum?

Frank Gehry

Frank Gehry

Antwort: Ich habe schon immer daran geglaubt, dass Kunst die Menschen zusammenbringen kann. Deshalb hat mich die Arbeit von Daniel Barenboim interessiert. Ich finde es gut, was er mit dem West-Eastern Divan Orchestra für die Verständigung von Israelis und Arabern tut. Eines Tages fragte Barenboim mich, ob ich nicht als Coach bei seiner geplanten Musikakademie in Berlin helfen kann. Ich habe ihn gewarnt: Wenn ich einsteige, übernehme ich das Ding, das wollt Ihr sicher nicht. Aber er blieb hartnäckig, und irgendwann habe ich Ja gesagt.

Frage: Wie entstand der Plan?

Antwort: Wir hatten einen vorgegebenen Raum in dem alten Gebäude. Mein erster Impuls war, ein Oval in dieses Rechteck zu zeichnen. Trotzdem war das erste Modell, das ich Barenboim gezeigt habe, ziemlich traditionell – eine Schuhschachtel. Das mache ich eigentlich immer so. Ich gehe erstmal von einer einfachen Lösung aus, wie sie den meisten Menschen einfallen würde. Ehe ich von der Klippe springe, habe ich so zumindest schon mal eine Basis, auf die ich zurückkommen könnte.

Frage: Wie hat Barenboim reagiert?

Antwort: Das war in Mailand, in der Scala. Er lag in seiner Garderobe auf dem Rücken, hatte Schmerzen und sagte: "Wo ist das Oval? Frank, von Dir hätte ich mehr erwartet!" Als er dann auf die Stufen für die Aufstellung eines großen Orchesters verzichtete, war ich frei. Wir haben dann erst über einen runden Raum nachgedacht, aber das war nicht gut. Man braucht einen Fokus, einen Konzentrationspunkt. Und so kamen wir zu der Ellipse.

Frage: Was ist die Idee dahinter?

Antwort: Jeder Zuhörer soll so nah wie möglich am Geschehen sitzen. Ich wollte eine Intimität zwischen den Musikern und dem Publikum schaffen. In einem Konzertraum ist es wichtig, dass Musiker die Gefühle des Publikums spüren. In der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles haben wir das offenbar geschafft. Und ich hoffe, dass uns das auch in Berlin gelingt.

(Die Fragen stellte Nada Weigelt, dpa)

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(12.09.2016 – 16:44 Uhr)

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http://www.barenboim-said.com

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