"Elbphilharmonie Revisited": Bildende Künstler vom Konzerthaus inspiriert

09. Februar 2017 - 16:44 Uhr

(Korrespondentenbericht)

Hamburg – "Menschen brauchen Projekte, die über das Alltägliche hinausgehen… Epochale Bauwerke verursachen epochale Kosten… 800 Millionen Euro und kein Geld für die Fußbodenheizung?": Eine angenehme Frauenstimme liest "Kommentare zur Elbphilharmonie II", abgespielt auf einem Plattenspieler in der "Kanalphilharmonie", einer riesigen begehbaren Skulptur aus Sperrholz der Hamburger Künstlergruppe Baltic Raw Org. "Alle Außengeräusche, die bei der Elbphilharmonie für viel Geld draußen bleiben sollen, haben wir in unser Kunstwerk geholt", erklärt Künstlerin Móka Farkas. Außerdem können die Besucher an einem Spiel teilnehmen und testen, ob der Bau der Elbphilharmonie unter ihrer Regie besser funktioniert hätte.

"Kanalphilharmonie" von Baltic Raw Org

"Kanalphilharmonie" von Baltic Raw Org

Unter dem Titel "Elbphilharmonie Revisited" zeigen die Hamburger Deichtorhallen vom (heutigen) Donnerstagabend an bis zum 1. Mai eine Ausstellung mit Werken von zwölf internationalen Künstlern, die sich mit dem neuen Konzerthaus im Hafen auseinandergesetzt haben. "Die Arbeiten reflektieren nicht nur die spektakuläre Architektur des Hauses, sondern auch die Baugeschichte und die Musik an sich", sagte der Intendant der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, am Donnerstag in Hamburg. Neben Fotografien von Candida Höfer, Videofilmen und Skulpturen sind auch einige Architekturmodelle der "Gläsernen Welle" der Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron zu sehen.

Der belgische Künstler Peter Buggenhout hat eine riesige Skulptur aus Sperrholz und Stahlträgern geschaffen, die in der Luft zu schweben scheint und an den Turmbau zu Babel erinnern soll. Die Bibelgeschichte gilt noch immer als Symbol menschlichen Größenwahns. Der in New York lebende englische Künstler Liam Gillick hat einen Konzertflügel geschaffen, der automatisch die Musik von Igor Strawinskys "Petruschka" spielt – während Aschepartikel auf den schwarz glänzenden Deckel des Instruments fallen. Das Kunstwerk soll an die Gemeinsamkeit zwischen Elbphilharmonie und Klavier erinnern: Erst die Musik füllt sowohl das Instrument als auch den Konzertraum und ermöglicht dadurch den Zugang zu einer anderen Welt.

Nichts für Menschen mit Spinnenphobie ist die begehbare Skulptur des in Berlin lebenden argentinischen Künstlers Tomás Saraceno. In einem abgedunkelten Raum spinnt eine afrikanische Seidenspinne ihr gewaltiges Netz – gebannt von Licht und stetig gefüttert. Ihre Bewegungen werden von Mikrofonen aufgezeichnet und in Geräusche übersetzt, die im Raum wiederum Vibrationen erzeugen und dabei die Staubteilchen in der Luft aufwirbeln – die Spinne baut quasi Musik. "Nichts kommt der Architektur der Elbphilharmonie so nahe wie das Spinnennetz", stellte Deichtorhallen-Intendant und Kurator Dirk Luckow anerkennend fest.

(Von Carola Große-Wilde, dpa/MH)

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