Sonnenschirm als Regenschutz – Choriner Musiksommer geht zu Ende

25. August 2017 - 15:10 Uhr

(Korrespondentenbericht)

Chorin – Wie kaum jemals zuvor haben die Besucher des Choriner Musiksommers in diesem Jahr den Sonnenschirm als Regenschutz genutzt. "Einen solch verregneten Sommer hatten wir hier wohl noch nie", sagte Lars Döbler, Geschäftsführer des bedeutendsten brandenburgischen Musikfestivals, das in diesem Jahr seine 54. Auflage erlebte. Dennoch sei keines der 19 geplanten Konzerte ausgefallen. Mit Werken von Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy endet am Sonntag das diesjährige Klassikevent in der Klosterruine Chorin, 60 Kilometer nordöstlich Berlins.

Choriner Musiksommer

Choriner Musiksommer

Am Ende des zweimonatigen Musiksommers in dem 1258 gegründeten Zisterzienserkloster, das zu den bedeutendsten hochgotischen Backsteinbauwerken Deutschlands zählt, steht voraussichtlich eine "schwarze Null". Viele Besucher der Klassik-Highlights, die 1964 als Betriebskulturveranstaltung des Forstinstituts Eberswalde ins Leben gerufen wurden, hätten wegen des schlechten Wetters Karten für höherwertige und damit teurere Plätze erworben, berichtete Döbler. So würden finanzielle Einbußen ausbleiben. Er rechnet in diesem Jahr mit rund 24.000 Gästen – so vielen wie 2016. Bei besserem Wetter hätten es 700 bis 800 mehr werden können, schätzte der Festival-Chef.

Knapp 800 Künstler aus 15 Ländern – darunter Polen, Tschechien, Litauen, Russland, Türkei, Indonesien und USA – boten Klassikfans und Ruinen-Romantikern auch in diesem Jahr eine Mischung von Barock bis hin zu klassischer Moderne. Die Hälfte der Termine besetzten dabei Stammorchester wie das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt, das Konzerthausorchester Berlin, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und die Staatskapelle Weimar.

Daneben setzt der Musiksommer unter seinem seit 2014 amtierenden Künstlerischen Leiter Christoph Drescher auf jährlich wechselnde moderne Elemente wie Filmmusik. "Das wird vom Publikum gern angenommen, bestimmend aber bleibt die Klassik", betonte Döbler.

Nahezu ausverkauft waren Konzerte mit Werken Mozarts und Beethovens oder auch die mit bekannten Filmmusiken, gespielt vom Brandenburgischen Staatsorchester unter Howard Griffiths. Starker Nachfrage erfreute sich zudem ein Auftritt des Blechbläser-Ensembles von Ludwig Güttler.

Als ein Highlight sieht Döbler den Auftritt von Abiturienten der Dresdner Kreuzschule, die eine Tournee mit einem A-cappella-Konzert in Chorin abschlossen. Außerdem habe das Publikum die junge Vokalgesangs-Formation Voces 8 mit Werken verschiedener Komponisten gefeiert. "So etwas gab es vorher noch nicht in Chorin." Der Festival-Chef hofft auf einen erneuten Auftritt des achtköpfigen britischen Ensembles.

Dagegen traf die "Orient trifft Okzident" betitelte Aufführung des Brandenburgischen Staatsorchesters mit dem türkischen Perkussionisten Burhan Öcal und dem Istanbul Oriental Ensemble offensichtlich nicht wie erhofft den Publikumsgeschmack.

Um das musikalische Angebot zu finanzieren, müssen Döbler zufolge 80 Prozent der Gesamtkosten durch den Karten- und Programmverkauf gedeckt sein. "Alle Projekte, die das gefährden, gefährden letzten Endes den Fortbestand des Musiksommers." Weniger als 20 Prozent des in diesem Jahr rund 520.000 Euro umfassenden Etats seien von Sponsoren und einem Landeszuschuss gesichert.

Zu den Planungen für 2018 wollte der Festival-Chef möglichst nichts verraten – nur so viel: Wegen der starken Nachfrage werde der Dresdner Kreuzchor erstmals an einem Wochenende zwei Konzerte geben.

(Von Manfred Rey, dpa/MH)

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(25.08.2017 – 15:00 Uhr)

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