Große Werke entdecken: Carmina Burana

20. Januar 2012 - 13:05 Uhr

Sonntag, 22. Januar 2012 / 16:20 – 17:15 Uhr
ARTE

Dokumentation (Deutschland/2011, Erstausstrahlung) Carl Orffs "Carmina Burana" sind eines der erfolgreichsten, populärsten und wohl auch spektakulärsten Werke der klassischen Musik weltweit. Das Chorwerk füllt seit Jahrzehnten Konzertsäle und Open-Air-Arenen. Seine Melodien und Rhythmen gehören zum Gemeingut der klassischen Musik, haben aber auch Eingang in die Filmwelt Hollywoods, in die Werbung und die Rockmusik gefunden. Die "Carmina Burana" sprengen alle Grenzen. Aber wie ist das Werk entstanden?

Carl Orff (Andreas Nickl)

"Fortuna hat es gut mit mir gemeint, als sie mir an dem für mich denkwürdigen Gründonnerstag 1934 einen Antiquariatskatalog in die Hände spielte, in dem ich einen Titel fand, der mich mit magischer Kraft anzog." Mit diesen Worten beginnt Carl Orff in seinen Lebenserinnerungen jenes Kapitel, in dem er von der Entstehung seines berühmtesten Werkes "Carmina Burana" berichtet. Heute, knapp 75 Jahre nach ihrer Frankfurter Uraufführung im Juni 1937, ist diese Komposition eines der am meisten aufgeführten Werke der Musikgeschichte überhaupt. Immer noch gilt: Wenn die "Carmina Burana" auf dem Spielplan sind, stehen die Menschen Schlange.

Als Carl Orff diese Musik schreibt, ist er knapp 40 Jahre alt. Er hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und ist alleinerziehender Vater. Obwohl er aus einer wohlhabenden Münchner Großbürgerfamilie stammt, ist er arm und verdient sein Geld hauptsächlich mit Musikunterricht. Als Komponist ist er unter Kollegen und Fachleuten bekannt und geschätzt, aber noch fehlt der große Erfolg beim Publikum. Doch Carl Orff weiß, was er will: Anerkennung, Ruhm, Ewigkeit.

Die willkürliche Herrschaft der Schicksalsgöttin Fortuna über das Leben ist das zentrale Motiv der "Carmina Burana". Gleichsam wie in die Speichen eines Rades greift sie ein in den Weltenlauf, sie erhebt die Menschen, nur um sie bald darauf wieder in den Staub zu werfen. Aus den mehr als 250 Gedichten der mittelalterlichen Lieder- und Gedichtsammlung "Carmina Burana" ("Lieder aus Benediktbeuren") wählt Orff gemeinsam mit seinem Freund und Mitarbeiter, dem Bamberger Staatsarchivrat Michel Hofmann, zwei Dutzend Texte in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache aus und ordnet sie zu einer Komposition, die bis heute nichts von ihrer Faszinationskraft verloren hat.

(pt/wa)

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