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London/Berlin (MH) – Der russische Bariton Dmitri Hvorostovsky ist tot. Der 55-Jährige erlag am Mittwochmorgen einer Krebserkrankung, wie sein Management mitteilte. Hvorostovsky sei im Kreise seiner Familie in einem Krankenhaus friedlich eingeschlafen. Er hinterlässt eine Frau aus zweiter Ehe und insgesamt vier Kinder.
Bei dem weltbekannten Sänger war 2015 ein Gehirntumor festgestellt worden. In der Folge sagte er Opernauftritte und die meisten Konzerte ab, beginnend mit dem Münchner "Gipfeltreffen der Stars", bei dem er an der Seite von Anna Netrebko und Jonas Kaufmann hätte singen sollen. Seine Erkrankung bereitete Hvorostovsky nach eigenen Angaben Gleichgewichtsprobleme. Dennoch wollte er "weiterhin Konzerte geben und CDs aufnehmen", wie er im Dezember 2016 "an all meine Freunde, Fans und Kollegen" schrieb.
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Hvorostovsky im Juni bei einem Konzert im Rahmen des Grafenegg Festivals in Österreich. Im September wurde ihm der russische "Verdienstorden für das Vaterland" verliehen, eine der höchsten nicht-militärischen Auszeichnungen des Landes.
Russlands Präsident Wladimir Putin nannte Hvorostovskys Tod einen "sehr schweren Verlust", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskov der Nachrichtenagentur TASS. Der Präsident sei ein Bewunderer des Sängers gewesen und werde dessen der Familie ein Kondolenztelegramm senden. "Wir glauben, dass Hvorostovskys Kunst Teil unseres nationalen und des internationalen Kulturerbes ist", fügte Peskov hinzu.
Der Direktor der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer, sprach von einem sehr, sehr traurigen Tag für sein Haus. "Wir haben mit Dmitri Hvorostovsky einen herausragenden Sänger und echten Freund verloren." Er erinnerte an die Auftritte des Sängers in Wien, darunter seine letzte dortige Vorstellung in der "Traviata" im November 2016, "als er den Vater Germont so berührend und schönstimmig gesungen hat – er war so stark, obwohl er schon von der Krankheit gezeichnet war. Überhaupt habe ich bewundert, wie würdevoll er seine schwere Erkrankung ertragen hat", erklärte Meyer.
Hvorostovsky wurde 1962 im sibirischen Krasnojarsk geboren, wo er sein Operndebüt in Verdis "Rigoletto" gab. Internationale Aufmerksamkeit erregte er 1989 mit dem Sieg beim Wettbewerb "Cardiff Singer of the World", vor dem eigentlich favorisierten Bryn Terfel. Mit der Titelpartie in Tschaikowskys "Eugen Onegin" am Teatro La Fenice in Venedig festigte Hvorostovsky seinen Ruf. In Amerika trat er erstmals 1993 in Chicago in "La traviata" auf. In verschiedenen Rollen war der Sänger auch an der New Yorker Metropolitan Opera, am Londoner Royal Opera House und an der Berliner Staatsoper zu erleben.
(wa)
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