Renommierte Profichöre, Laien-Ensembles sowie Künstler aus ganz Deutschland und Europa versammelt das Festival Chor@Berlin. Hochkarätige Chorkonzerte und -nächte, Workshops und Gesprächsrunden zu verschiedenen Education-Projekten richten sich sowohl an eine breite Öffentlichkeit, wie auch an ein Fachpublikum. Vom 16. bis 19. Februar 2012 präsentiert die zweite Ausgabe des Festivals die ganze Vielfalt der Vokalmusik und zeigt die Bedeutung des Singens für Kultur, Gesellschaft und Bildung. Die Premiere vor einem Jahr hatte mehr als 3.000 begeisterte Besucher in das Radialsystem V gelockt.
Über das künstlerische Programm hinaus ist Chor@Berlin eine Plattform für kulturelle Bildungsprojekte aus dem Bereich der Vokalmusik. Ein neuartiges Konzept des Chorsingens stellt der "Workshop Chor Kreativ" mit Michael Betzner-Brandt vor. Es ermöglicht, auch komplexe Stücke ohne Noten zu erschließen – nur mittels Absprache über Stimmverteilung sowie außermusikalische Vorstellungen und Handzeichen. Der Kurs richtet sich sowohl an Chorleiter als auch interessierte Chorsänger und sogar bisherige Nicht-Sänger. Einzige Voraussetzungen zur Teilnahme am Samstag sind Neugier und Kommunikationsbereitschaft. Am Sonntag lädt Betzner-Brandt zu seinem schon kultverdächtigen "Ich-kann-nicht-singen-Chor" ein.
Für Chorleiter, Kantoren und fortgeschrittene Chorleitungsstudenten gibt es einen Dirigierkurs und ein abschließendes Konzert mit Robert Göstl und dem Deutschen JugendKammerChor. Zudem werden erstmals bei dem Festival "CARUSOS-Berater" in einem zweitägigen Workshop für das Singen in Kindergärten und Grundschulen ausgebildet. Wie schon im vergangenen Jahr treffen bei einem Runden Tisch die Akteure der Berliner Chorszene zusammen, um neue Konzertformate zu entwickeln.
Tradition und Neuentdeckungen
Eröffnet wird das Festival Chor@Berlin mit einem Konzert des weltberühmten Estnischen Philharmonischen Kammerchors. Dieser singt Werke von estnischen Komponisten wie Arvo Pärt, Galina Grigorjeva und Beljo Tormis und zeichnet ein Bild der bedeutenden Vokalmusiktradition des Baltikums. In einer Bach-Nacht stellen das Gesualdo Consort Amsterdam, das Alsfelder Vokalensemble, das Elbipolis Barockorchester Hamburg und renommierte Instrumentalsolisten "echte" und "apokryphe" Werke von Johann Sebastian Bach gegenüber. Viele Stücke, die man ursprünglich für seine Kompositionen hielt, wurden nämlich im Laufe der Zeit in den Anhang des Bach-Werke-Verzeichnisses verschoben. Da bei ihnen Bachs Autorenschaft zweifelhaft oder sogar widerlegt ist, wurden sie kaum erforscht oder aufgeführt. Zum Chor@Berlin ist das Publikum aber eingeladen, diese Stücke neu zu entdecken.
Am Samstag steigt die "Nacht der Berliner Chöre". Dabei stehen verschiedene Kinder- und Jugendchöre, Kammer- und Oratorienensembles sowie Jazz- und Popchöre auf der Bühne. Der Rundfunkchor Berlin beschließt das Festival am Sonntag mit dem "human requiem": Bei Johannes Brahms' "Ein deutsches Requiem" werden Sänger und Zuschauer gleichermaßen im Raum bewegt. Die Trennung von Bühne und Zuschauerraum wird aufgehoben, wodurch das traditionelle Konzerterlebnis um eine Dimension erweitert wird.
Das vollständige Festival-Programm ist im Internet abrufbar. Karten für die verschiedenen Veranstaltungen sind online und telefonisch (030 / 288 788 588) erhältlich.
(wa)