Berlin (MH) – Mit Dmitri Schostakowitschs "Die Nase" hat die Komische Oper Berlin am Samstag ein vergnügliches Kontrastprogramm zur Fußball-Weltmeisterschaft geboten. Das Premierenpublikum spendete begeisterten Applaus und Bravo-Rufe für das Sängerensemble und Regisseur Barrie Kosky. Besonders gefeiert wurde Günter Papendell, der in der Hauptrolle des Kowaljow auch schauspielerisch überzeugen konnte.
In einer grauen, kühl wirkenden Kulisse inszeniert Kosky die groteske Geschichte nach einer Erzählung von Nikolai Gogol als knallbunte Karikatur mit stepptanzenden Riesennasen und Männerballett in Strapsen. Vielfach nimmt der Regisseur aktuelle Bezüge auf – bis hin zu einem augenzwinkernden Gruß an die nahegelegene Staatsoper, bei der am Sonntag Verdis "Macbeth" Premiere feiert. Und die Zeitung lehnt Kowaljows Suchanzeige nach der verlorenen Nase aus Sorge ab, man könne ihr "Fake News" unterstellen.
Neben der Hauptfigur ist jede der zahlreichen Sängerpartien bis in die kleineren Rollen mit einer eigenen Dynamik ausgestaltet. Für die solide Begleitung des Bühnengeschehens bekam das Orchester mit dem designierten Generalmusikdirektor Ainārs Rubiķis am Pult verdienten Beifall. Der 39-jährige Lette gab damit seinen vorgezogenen Einstand, offiziell übernimmt er das Amt erst mit Beginn der kommenden Spielzeit.
Kosky hat mit "Die Nase" 2016 sein Debüt am Royal Opera House in London gegeben. Seitdem wurde die Koproduktion bereits in Sydney aufgeführt. Später soll sie auch am Teatro Real in Madrid auf die Bühne kommen. In Berlin ist das Stück in einer neuen deutschen Textfassung von Ulrich Lenz zu erleben.
(tr/wa)
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