Querflötistin musiziert bei eigener Hirn-Operation

27. Juni 2018 - 18:35 Uhr

Graz/Berlin (MH) – Eine Querflötistin hat während einer Operation an ihrem Hirn klassische Melodien wie Mozarts "Kleine Nachtmusik" zum Besten gegeben. "Ich habe alles gespielt, was mir eingefallen ist", sagte die Russin Sofia Pinaeva am Mittwoch in Graz. Bei dem gut zweistündigen Eingriff wurde ihr bei Bewusstsein die Hälfte ihres Gehirntumors entfernt.

Flötistin während Wachoperation

Flötistin während Wachoperation

Während einer Wach-OP werde der Patient "zum aktiven Teammitglied", erklärte der Leiter des Wach-OP-Teams am Universitätsklinikum Graz, Gord von Campe. "Je nachdem, wie er reagiert, wenn wir die entsprechenden Gehirnareale mit kurzen elektrischen Impulsen stimulieren, wissen wir, ob dort wichtige Funktionen vorliegen." Im Fall der Musikerin sei das Ziel gewesen, ihre feinmotorischen Fähigkeiten und ihren Sehsinn in vollem Umfang zu erhalten, statt diese bei einer kompletten Entfernung des Tumors zu verlieren. Die Künstlerin hätte sonst ihre Tätigkeiten als Musiklehrerin und Fotografin nicht mehr ausüben können, erklärte der Arzt.

"Der Patient selbst ist während der Awake-Phase bei Bewusstsein, davor und danach wird er unter Vollnarkose (Asleep-Phase) operiert", fügte von Campe hinzu. Das Gehirn selbst sei übrigens völlig schmerzunempfindlich. Die Universitätsklinik hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren rund 100 Gehirntumore im Rahmen von Wachoperationen entfernt. Ein Konzert im OP-Saal sei aber auch für die erfahrenen Neurochirurgen eine Premiere gewesen.

Der Eingriff bei der Musikerin, der bereits vor einem Jahr stattfand, verlief im übrigen ohne Komplikationen. Es gab nur einen Zwischenfall, wie Pinaeva sagte: "Ich habe mich verspielt." Dadurch sei der Eindruck entstanden, dass etwas nicht stimme. "Ich hab den Irrtum aber gleich aufgeklärt."

(wa)

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