Le nozze di Figaro – Scala in Mailand

11. Januar 2020 - 10:10 Uhr

Samstag, 11. Januar 2020 / 20:15 – 23:15 Uhr
3sat

Oper (Italien 2016) Im Teatro alla Scala konnte man 2016 eine eindrucksvolle Neuproduktion bewundern: Der junge britische Regie-Shootingstar Frederic Wake-Walker nahm sich "Le nozze di Figaro" an und lieferte eine intelligente und frische Neu-Interpretation. Bei Kritik und Publikum hatte er damit großen Erfolg. Seit 1981 war in Mailand Mozarts "Figaro" in der legendären Inszenierung von Giorgio Strehler im Repertoire.

"Le nozze di Figaro"

"Le nozze di Figaro"

Wake-Walker spielt mit dem berühmten Vorbild: Er stellt mit Kulissen-Versatzstücken und der Einführung einer Strehler-Figur, die die meiste Zeit auf der Bühne sitzt, in der Partitur mitliest, Anmerkungen macht und mit einer Kurbel die Drehbühne bewegt, eine Hommage an Giorgio Strehler zusammen – respektvoll, aber nie devot. Inhaltlich fokussiert Wake-Walker die Handlung des Stückes auf die Instabilität der Liebe.

In der Ausstattung und in den Kostümen zeigt sich der Hauptunterschied zur Strehler-Inszenierung: Bewegte sich diese in einer herausgeputzten Rokoko-Welt, so führen Wake-Walker und Bühnen- und Kostümbildner Antony McDonald aus einer anfänglich distanziert historischen Welt allmählich in die Gegenwart. Das ist ein raffinierter und sehr innovativer Ansatz. Mozarts Figuren werden allmählich aus ihren (Kleider)-Hüllen herausgeschält und mutieren zu Menschen von heute, zu Liebenden mit den Problemen des 21. Jahrhunderts.

Die Neuinszenierung ist ein Musterbeispiel dafür, dass auch in höchst traditionellen und traditionsbewussten Häusern stilvoll Neues erschaffen werden kann. Für höchstes musikalisches Niveau bürgt der österreichische Stardirigent Franz Welser-Möst bei seinem Debüt an der Mailänder Scala.

Die Besetzung ist ebenfalls ausgezeichnet: Carlos Àlvarez als Graf, Diana Damrau als Gräfin, Golda Schultz als Susanna und Marianne Crebassa als Cherubino sind stimmlich in Hochform und überzeugen auch schauspielerisch. Ebenso wie der österreichische Tenor Markus Werba in der Titelrolle des "Figaro".

(pt/MH)

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