Bundesjugendorchester in China: "megainteressante" Tournee

03. August 2012 - 10:08 Uhr

Wetterkapriolen, beeindruckende Konzertsäle und kulturelle Gegensätze hat das Bundesjugendorchester auf seiner diesjährigen Sommertournee erlebt. Nach zehn Konzerten in Italien, China und Deutschland zogen die jungen Musiker am Donnerstag Bilanz. Vor allem das Reich der Mitte fanden sie "megainteressant", wie die 17-jährige Geigerin Theresa Reustle zusammenfasste.

BJO in Peking

Beeindruckend waren die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und China, aber auch innerhalb Chinas: "Das fängt natürlich bei dem Essen mit Stäbchen an", berichtete Miriam Gruhle (20, Violine), die auch ein anderes Zuhörerverhalten in den Konzerten bemerkte: "Es ist viel unruhiger als bei uns in Deutschland." Zudem konnten sie ganz unterschiedliche Stadtbilder kennenlernen: "Das neue Shanghai, in dem scheinbar viel Geld steckt, das eher ärmere Zhengzhou, was auf gewisse Weise aber irgendwie realer schien. Und dann zum Abschluss die Glücksspiel-Stadt Macau, die architektonisch an Las Vegas erinnert und recht offen wirkt. So viel Gegensätze in einem Land, Wahnsinn."

Überall fielen den Musikern die große Höflichkeit und das Interesse der Chinesen auf: "Ständig wollte man sich mit uns fotografieren lassen, wollte wissen wer wir sind und was wir tun", sagte der Geiger Henry Orlovsky (16). "Das kennen wir aus Deutschland in dieser Form nicht."

Unter der Leitung von Mario Venzago war das Bundesjugendorchester 24 Tage lang unterwegs. Fünf Konzerte fanden in China statt, drei in Italien und zwei in Deutschland (Tübingen und Berlin). Auf dem Programm standen Werke von Gustav Mahler, Maurice Ravel und Johann Strauß. Solist in Robert Schumanns Cellokonzert war Nicolas Altstaedt, der früher selber Mitglied des BJO gewesen ist.

In zwei gemeinsamen Konzerten mit dem Macao Youth Orchestra konnte das Bundesjugendorchester nicht nur musikalisch eine Brücke zwischen den beiden Kulturnationen schlagen. "Durch unsere musikalische Arbeit und die vielen persönlichen Begegnungen konnten wir das positive Deutschlandbild verstärken und auf der anderen Seite viele neue Einflüsse mit nach Hause nehmen", sagte Projektleiter Sönke Lentz.

Verbotene Stadt

Neben den teils sehr gut besuchten Auftritten in großen Konzerthallen werden den Musikern wohl auch die erlebten Wetterextreme in Erinnerung bleiben. Während ihres Aufenthalts in Peking regnete es so stark wie seit 60 Jahren nicht mehr. Bei ihrer Reise nach Macao wenige Tage später spürten sie die Nachwirkungen des Taifuns Vicente. Der Flug war zwar möglich, doch auf der Straße war ein Fortkommen schwierig. Die Reifen des Busses kamen auf einem Abschnitt komplett unter Wasser, wodurch das Gepäck nass wurde. "So mussten wir vor dem nächsten Konzert erst einmal unsere Kleidung föhnen", berichtete Theresa.

Trotzdem: "So unterschiedliche Städte, tolle Konzerte und die Arbeit mit Mario Venzago hat viel Spaß gemacht." Und Fjodor Selzer (19), der seit drei Jahren im BJO Geige spielt und elf Dirigenten erlebt hat, meinte: "Es ist toll, eine solche Reise mit dem Bundesjugendorchester unternehmen zu können. Wir sammeln hier Erfahrungen, die wir sonst nirgends so sammeln könnten. Sowohl musikalisch als auch menschlich. Im BJO sind meine besten Freunde und hier kann ich die beste Musik machen, die ich kann." Das BJO sei eben, darin sind sich die Musiker einig, wie eine große starke Familie.

(wa)

Link:

http://www.bundesjugendorchester.de/

 

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