Hamburg/Berlin – Die amerikanische Sopranistin Renée Fleming wollte eigentlich Präsident werden. "Ich war nicht gerade bescheiden als Teenager", sagte sie der Zeitschrift "Brigitte" (Ausgabe 22/2012). "Aber ich war eine Frau. Da dachte ich, vielleicht werde ich lieber als Musikerin berühmt." Zunächst habe sie es als Jazzsängerin probiert und sich erst später der Klassik zugewandt. Diese entspreche viel mehr ihrem Temperament. Beim Jazz müsse man improvisieren und sich selbst vermarkten. "In der Klassik hast du Gesangsstunden. Das alles passte besser zu mir", sagte Fleming.
"Eine Katastrophe" nannte die Sopranistin, dass Kinder in der Schule immer weniger singen. "Vor allem in den musischen Fächern lernt man Kreativität und die Fähigkeit, sich selbst auszudrücken. Und das verleiht einem wiederum Selbstbewusstsein, ein Gefühl für sich selbst", sagte Fleming. Musik, glaubt sie, könne viel bewirken: "Leute, die einen Schlaganfall hatten, können manchmal immer noch singen. Sie vergessen alles, nur die Musik nicht. Ich stelle mir mitunter vor, dass ich einen Schlaganfall habe, nicht mehr sprechen kann, aber eine Strauss-Oper singe. Das ist doch faszinierend."
Ihre Sopranstimme sei "Technik, die man sich in harter Arbeit aneignet. Talent macht vielleicht zehn Prozent aus, der Rest ist Arbeit, Disziplin, Wille. Es muss schon viel zusammenkommen, wenn man nicht nach zwei Jahren wieder weg vom Fenster sein will", erklärte Fleming, die in diesem Jahr den ECHO Klassik als "Sängerin des Jahres" erhält. Sie habe mal ziemlich unter Lampenfieber gelitten. "Auch damit kann man besser umgehen, wenn man weiß, dass man was Richtiges gelernt hat."
(wa)
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