Donnerstag, 01. November 2012 / 19:30 – 20:15 Uhr
BR-alpha
Dokumentation (Deutschland 2011) Wer kennt nicht die leckeren Mozartkugeln? Der Konditormeister Paul Fürst erfand sie zum 100. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart. Sie trugen zur Popularisierung des Musikgenies und dessen Geburtsstadt bei. Unzertrennlich scheinen der berühmte Komponist und Salzburg miteinander verbunden. Dagegen geriet Augsburg mehr und mehr in Vergessenheit. Welche Bedeutung die Lechmetropole als Mozartstadt tatsächlich hatte, zeigt eine Spurensuche des Kunsthistorikers Berhard Graf.
Wer weiß schon, dass 1331 der Name "Mozart" in einer Urkunde des Klosters Oberschönenfeld erstmals erwähnt wurde und Wolfgangs Urahnen im Augsburger Land dauerhaft sesshaft waren. Als Kleinbauern, Zimmerer und Maurer waren sie von der Augsburger Kirche nicht nur wirtschaftlich abhängig. Vielmehr förderten die Klöster, das Domstift, die Fürstbischöfe und die Patrizier von Augsburg die Familie. Nach dem 30-jährigen Krieg stiegen die Mozarts mit ihrer Hilfe sogar zu herausragenden Künstlern auf: zu Baumeistern von Kathedralen, Kirchen und Schlössern, zu Bildhauern religiöser Figuren, zu Buchbindermeistern kirchlicher Prunkbände.
So konnte der in Augsburg geborene Leopold als erster Musiker der Augsburger Familie bereits auf drei Künstlergenerationen zurückblicken und das künstlerische Potential seinen Kindern Nannerl und Wolfgang sowie seinem Enkel Franz Xaver weitergeben. Niemals kehrte er seiner Heimatstadt den Rücken. Selbst als Hofkomponist und Vizekapellmeister des Salzburger Fürsterzbischofs wiederholte er sein Augsburger Bürgerrecht und beantragte dieses für seine Ehefrau und Kinder. Hier veröffentlichte er seine Werke und hielt engen Kontakt zu den Augsburger Musikern und Instrumentenbauern. Zudem präsentierte er hier seine Wunderkinder. Denn Augsburg galt unter dem Fürstbischof Joseph von Hessen-Darmstadt neben dem kurpfälzischen Musenhof als bedeutendstes Musikzentrum seiner Zeit.
Auch Wolfgang folgte der Vorliebe seines Vaters. Er reiste immer wieder an den Lech und veranstaltete Konzerte in "Papas Heimatstadt ", wie er sich ausdrückte. Hier verliebte er sich zum ersten Mal – unsterblich in seine Cousine. Erst in der letzten Zeit besinnen sich die Augsburger auf ihre große Vergangenheit der Familie Mozart in ihrer Stadt. Sie veranstalten Mozartfeste und Mozartiaden, besuchen die kleine Zauberflöte in der Augsburger Puppenkiste und genießen Erich Euringers Mozart-Busserln als Hommage an das skandalöse Liebesverhältnis zwischen Wolfgang und seiner Augsburger Cousine.
(pt/wa)