Montag, 25. Februar 2013 / 22:30 – 23:00 Uhr
Bayerisches Fernsehen
Reportage (Deutschland 2013, Erstausstrahlung) Alexander Liebreich hat eine spannende Mission: Als erster deutscher Dirigent seit dem Zweiten Weltkrieg leitet er ein polnisches Orchester. Der gebürtige Regensburger trifft in Katowice auf große Erwartungen. "Es ist sehr spannend, gerade jetzt hier zu sein", sagt Alexander Liebreich. Seit dieser Saison ist der 44-Jährige, bisher bekannt als Leiter des Münchener Kammerorchesters, neuer Chefdirigent des Polnischen Radio-Symphonieorchesters in Katowice. Es ist eine aufregende Zeit, denn es herrscht Aufbruchstimmung in der ehemaligen Industriemetropole.
Liebreich ist der erste deutsche Dirigent seit dem Zweiten Weltkrieg in einer solchen nationalen Position. Es kehrt Normalität ein in die Beziehungen zwischen den Deutschen und ihren polnischen Nachbarn. Ressentiments begegnen dem jungen Dirigenten nicht mehr. Im Gegenteil: Man will gemeinsam nach vorn blicken, nicht zurück. Einstimmig hatte sich das Polnische Symphonieorchester für ihn ausgesprochen.
Die Erwartungen an Alexander Liebreich sind groß: Erweiterung des Repertoires, mehr Auslandsreisen, längere Tourneen, mehr Öffentlichkeitswirkung. Dem Dirigenten geht es vor allem um die Qualität der musikalischen Leistung: "Die Inhalte sind die gleichen. Es gibt kein unterschiedliches Empfinden in Polen oder Deutschland, was die Musik betrifft." Besonders gut kommt der integrative Führungsstil des jungen Dirigenten an. "Liebreich kann unser Orchester sehr gut inspirieren, er ist einerseits sehr diszipliniert und andererseits sehr klar in dem, was er uns zeigen will!" sagt Cellistin Karolina Nowak-Waloszczyk.
Gemeinsam mit den Musikern und der ganzen Stadt freut sich Alexander Liebreich auf den neuen Konzertsaal. Das, was in München nicht zu gelingen scheint, steht in Katowice bereits im Rohbau. Schon im Herbst 2014 soll der Saal mit 1.800 Plätzen und Weltklasse-Akustik eröffnet werden. Der Dirigent schwärmt: "Ich glaube, diese Zeit der Vorbereitung ist auch eine Formungszeit, wo viel passieren muss, weil die Visionen in den Köpfen sind. Und diese Visionen sind eigentlich das, wovon wir leben und träumen – deshalb ist es schön, gerade jetzt hier zu sein."
Ein Film aus der Reihe "Vor Ort – Die Reportage".
(pt/wa)