Von Johanna Kinne und Andre Raschke, Oberstufenschüler der Stadtteilschule Niendorf
Am 15. Mai besuchten wir die Probe der Hamburger Symphoniker, die das neue Stück von Simon Stockhausen "Windschatten" spielten. Wir wurden freundlich an den Toren der Laeiszhalle empfangen und machten uns auf den Weg zur Galerie, um ein bisschen zu lauschen. Schon auf dem Weg zur Galerie konnte man erste Eindrücke sammeln: Die Probe war bereits im vollen Gange.
Nachdem wir uns eingefunden und einige Minuten zugehört hatten, hat sich Bewunderung für das, was wir hörten, breitgemacht. Da wir uns vorher noch nie wirklich mit Orchesterkonzerten auseinandergesetzt hatten, waren wir erstaunt, wie die Hamburger Symphoniker zusammen mit ihrem Dirigenten solch wunderbare Musik in den Saal zauberten und das auch noch live. Da wir erst in der Mitte der Probe angekommen waren, war genug Freiraum, um sich vorzustellen, wie der Rest des Stückes wohl klingen mag.
Am darauffolgenden Tag hat uns Simon Stockhausen dann in unserem Musikraum am Standort Sachsenweg besucht, um uns die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Diese Zeit nutzten wir in vollen Zügen. Eine dieser Fragen war dann zum Beispiel, wie man es schaffe, eine gesamte 50minütige Komposition auf ein vorerst leeres Blatt Papier zu zaubern? Er antwortete, dass er damit anfange, kleinere "Ideeninseln" aufzuschreiben und sie dann im Laufe des Komponierens mit Brücken fülle.
Durch die moderne Technik wäre dieser Prozess einfacher geworden, da man dadurch die Möglichkeit hätte, die aufgeschriebenen Noten bereits auf dem Computer abzuspielen. Am Ende wurde ihm dann noch die Frage gestellt, ob er seinen Besuch mit einer Improvisation abrunden könne. Diese Improvisation hat uns sehr gefallen und es erschien uns unmöglich, ein solches Stück ohne Vorbereitung einfach so spielen zu können.
Wenn unsere Lieblingspassagen kamen
Am Pfingstsonntag war es dann soweit: Der große Tag der Uraufführung. Die Kirche St. Nikolai war gut besucht und von überall hörte man Menschen über das Stück reden. Als es dann losging, lauschten wir gespannt. Durch den Besuch der Proben kannten wir schon ein paar Passagen; doch das gesamte Stück hatte doch noch eine ganz andere Wirkung. Als die Richtmikrophone ihren Einsatz hatten und es plötzlich in der Kirche zu hupen begann und der Wind durch die Kirche rauschte, sah man, wie sich die meisten Menschen verwundert in der Kirche umguckten, um auszumachen, von woher diese Töne kämen.
Das gesamte Stück verging wie im Fluge, da es aus so vielen einzelnen Passagen bestand und immer wieder neue Eindrücke auf uns zukamen. Besonders gut hat uns die Vielseitigkeit gefallen – die Abwechslung der einzelnen Instrumente, aber auch die Stilrichtungen und die verschiedenen Plätze, an denen sie spielten. Dadurch war das Stück immer in Bewegung und auch dies sorgte dafür, dass das Zuhören nie langweilig wurde. Durch die Probe hatten wir schon ein paar Lieblingspassagen und mit einem Leuchten in den Augen machten wir einander begreiflich, wann diese im Stück vorkamen.
Das Stück endete damit, dass das gesamte Orchester im Altarraum spielte, stoppte und die Richtmikrophone erneut die Umwelt mit in die Kirche einbezogen. Diesmal waren nur der Wind und das Zwitschern der Vögel zu hören – in unseren Augen ein sehr gelungener Abschluss. Nach einem kurzen Moment der Stille brach dann der tosende Applaus der Zuhörer los, der für fünf Minuten anhielt und mit Standing Ovations endete. Simon Stockhausen war sichtlich gerührt.
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