Z wie Zauberharfe

25. Juli 2011 - 17:26 Uhr

"Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) ist eine der berühmtesten Opern. Dagegen ist "Die Zauberharfe" fast völlig unbekannt. Dabei hatte der deutsch-dänische Komponist Friedrich Kuhlau (1786-1832) wirklich schöne Musik dafür geschrieben. (Es geht hier also nicht um das gleichnamige Melodram von Franz Schubert.)

Friedrich Kuhlau

Das Libretto der "Zauberharfe" stammte von dem dänischen Dichter Jens Baggesen. Dieser hatte in den 1790er Jahren einen Operntext mit dem Arbeitstitel "Arions Leier" entworfen. Wegen vieler Reisen konnte er das Werk aber nicht vollenden. Deshalb beauftragte der ebenfalls deutsch-dänische Komponist Friedrich L. A. Kunzen (1761-1817) den Schriftsteller Johann Kleiber, an dem Entwurf weiterzuarbeiten. Das Ergebnis war ein mittelmäßiges Stück namens "Ossians Harfe". Dazu komponierte Kunzen eine Musik. Die Oper wurde in Deutschland aufgeführt, war aber ein Misserfolg.

Erst 16 Jahre später nahm Baggesen seine alte Idee wieder auf. Er vollendete das Libretto unter dem Namen "Die Zauberharfe" und übergab sie dem Komponisten Friedrich Kuhlau, einem Konkurrenten von Kunzen. Kurz vor der Premiere der Oper am 30. Januar 1817 veröffentlichte der Student Peder Hjort eine Schrift über eine "höchst eigenartige Ähnlichkeit" zwischen "Der Zauberharfe" und "Ossians Harfe". Mittels einer Gegenüberstellung der beiden Texte "entlarvte" der Hjort, dass Baggesens Text ein Plagiat von Kleiber sei.

Im Publikum wurde Protest organisiert. Kuhlaus Musik bekam zwar Beifall, doch der Text wurde ausgepfiffen. Um seinen Ruf wiederherzustellen, verklagte Baggesen den Studenten. Mit einem Urteil wurde er 1818 rehabilitiert, Hjort musste 200 Reichstaler Buße zahlen. Damit war "Die Zauberharfe" aber nicht gerettet. Denn bei der Wiederaufnahme im Januar 1819 störten Anhänger eines anderen Dichters (und somit Gegner von Baggesen) die Vorstellung so stark, dass es zu einer Schlägerei kam. Polizei und Militär mussten das Theater räumen.

Seitdem wurde "Die Zauberharfe" nie wieder aufgeführt. Der Komponist Friedrich Kuhlau, der an dem ganzen Ärger völlig unschuldig war, geriet durch diesen Misserfolg sogar in finanzielle Schwierigkeiten. Von seiner Oper wurde nur die Ouvertüre aufgeführt, im November 1821 sogar im Gewandhaus Leipzig.

1823 komponierte Friedrich Kuhlau übrigens noch eine andere Oper: "Lulu". Deren Text basiert auf einem orientalischen Märchen, das auch Mozart ursprünglich für eine Oper verwenden wollte. Ihm war aber ein anderer Komponist, Wenzel Müller, zuvorgekommen. Deshalb ließ Mozart den Text von Emanuel Schikaneder überarbeiten und komponierte dazu dann … "Die Zauberflöte".

(Dieser Artikel basiert auf Informationen aus dem Buch "Friedrich Kuhlau – Ein deutscher Komponist in Kopenhagen" von Jörgen Erichsen. Eine Rezension der Biographie finden Sie hier.)

(wa)

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