Freitag, 12. Juli 2013 / 21:30 – 00:15 Uhr
ARTE
Oper (Frankreich 2013, Erstausstrahlung) Eine dramatische Geschichte um Vaterliebe, Verführung, eine folgenschwere Verwechslung und einen Fluch erzählt Verdis "Rigoletto". Die Titelfigur – ein Hofnarr – erfährt am eigenen Leib die Tragik des menschlichen Daseins. ARTE zeigt die Live-Übertragung der ersten "Rigoletto"-Inszenierung in der Geschichte des Opernfestivals von Aix-en-Provence anlässlich des Verdi-Jahres 2013.
Verdi betrachtete das Eifersuchtsdrama von Victor Hugo "Le roi s’amuse", das ihm als Vorlage zu "Rigoletto" diente, als einen der großartigsten Opernstoffe. Er verarbeitete den Stoff zu einem seiner bekanntesten Meisterwerke. Der Erfolg der Oper erklärt sich auch daraus, dass sich der italienische Komponist nicht auf die Darstellung von Niedertracht und Gewalt beschränkte, sondern den Stoff zum Anlass für die Inszenierung von rauschenden Festen, flammenden Liebeserklärungen und leidenschaftlichen Duetten zwischen Vater und Tochter nahm.
"La maledizione" ("Der Fluch") lautete der ursprüngliche Titel der Oper. Auf Rigoletto und dem Herzog von Mantua lastet der Fluch eines gedemütigten Vaters. Während Rigoletto ahnt, dass ihn der Fluch früher oder später einholen wird, schert sich der Herzog keinen Deut darum. Aber gerade weil sich Rigoletto dem Verhängnis entziehen will, beschwört er es herauf. Und weil er seine Tochter Gilda vor allen Gefahren dieser Welt bewahren will, verliert er sie letztlich.
"Rigoletto" in Aix ist eine Gemeinschaftsproduktion mit der Opéra National du Rhin (Straßburg), dem Théâtre Royal de La Monnaie (Brüssel) und dem Bolschoi-Theater (Moskau). Die Oper wird vor der historischen Kulisse des Théâtre de l’Archevêché aufgeführt und darf als das herausragende Ereignis des Verdi-Sommers gelten. In den Hauptrollen sind George Gagnidze (Rigoletto), Irina Lungu (Gilda) und Arturo Chacon Cruz (Herzog von Mantua) zu erleben. Gianandrea Noseda dirigiert das London Symphony Orchestra.
Für den kanadischen Bühnenregisseur Robert Carsen ist es die erste Begegnung mit Verdis dramatischem Werk. Seine Inszenierung beim Festival von Aix-en-Provence wird mit Spannung erwartet. Ihm zur Seite steht der Dirigent Gianandrea Noseda, einer der großen italienischen "maestri", die Verdis furiose Kompositionskunst rückhaltlos verehren.
Zweifelsohne wird Carsen auch bei "Rigoletto" seine Kreativität und sein hohes ästhetisches Empfinden unter Beweis stellen, um die geheimen Beweggründe seiner Protagonisten greifbar zu machen. Die poetische Dichte seiner Bühnenbilder, sein feines dramaturgisches Gespür und seine gelungene Schauspielerführung gehen Hand in Hand mit einem sicheren Gefühl für den Rhythmus von Handlungsabläufen und verleihen Carsens Inszenierungen eine cinematografische Präsenz, die sie für die Fernsehaufzeichnung geradezu prädestiniert.
(pt/wa)