Ein Küchenflügel ist nicht nur der Bereich großer Gebäude, in dem gekocht, gebacken und gewaschen wird. Auch ein Musikinstrument wird so bezeichnet, ein ganz besonderes: Der allererste Steinway-Konzertflügel.
Steinway & Sons ist der Inbegriff anspruchsvoller Klaviere und Flügel. In seiner 160-jährigen Geschichte hat das Unternehmen rund 590.000 Instrumente in Handarbeit gefertigt und in alle Welt geliefert.
Firmengründer 1853 in New York war Henry E. Steinway, der 1797 als Heinrich Engelhard Steinweg in Wolfshagen im Harz geboren wurde. Schon mit 20 Jahren baute er seine ersten Saiteninstrumente. Seiner Braut Juliane Thiemer schenkte er 1825 zur Hochzeit ein Tafelklavier. Im selben Jahr gründete Steinweg eine eigene Werkstatt, in der er mangels Meisterbriefs Instrumente jedoch nur reparieren durfte. Deshalb fertigte er seinen ersten Hammerflügel 1836 heimlich in der Küche seines Wohnhauses.
Viele wegweisende Entwicklungen ließ er darin bereits einfließen, etwa die Konstruktion des Resonanzbodenstegs aus nur einem Stück. Im Gegensatz zu den heute üblichen 88 Tasten hatte der "Küchenflügel" nur 73, doch gehörte er mit einer Länge von 212 cm schon zu den größten Konzertflügeln der damaligen Zeit. Für 300 Mark verkaufte Steinweg das Instrument an den Herzog von Braunschweig.
170 Jahre später erteilte Henry Z. Steinway, der Urenkel des Firmengründers, die Genehmigung zum Nachbau der "No. 1", die in der New Yorker Steinway Fabrik in Queens steht. Der belgische Steinway-Händler und Klavierbauer Chris Maene durchleuchtete mit Röntgenstrahlen das Innere des Flügels, das bis dahin wegen des fest eingeleimten Rahmens und Resonanzbodens verborgen war. Zudem ließ er Dendrochonologen – Baumringforscher – die verwendeten Holzarten und deren Ablagerungszeiten bestimmen.
Im November 2006 – nach 2.000 Arbeitsstunden – präsentierte Maene das fertige Replikat. Seitdem reist dieser Nachbau des legendären "Küchenflügels" um die Welt und kann von Interessierten angespielt werden.
(wa)
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