Salzburg/Berlin (mh) – Eine Mozart-Oper in einem Flugzeug-Hangar aufzuführen, ist an sich schon ungewöhnlich. Bei den Salzburger Festspielen wird "Die Entführung aus dem Serial" Ende August sogar in zwei Hangars inszeniert. Das Orchester und die unterschiedlichen Spielorte der Sänger sind dabei so weit voneinander entfernt, dass sie Funkverbindungen brauchen. Erst am Bildschirm fügen sich die Szenen der Live-Übertragung zu einem Ganzen zusammen. So etwas könne "eigentlich die Zukunft der Fernsehoper sein", meinte Festspiel-Intendant Alexander Pereira bei der Vorstellung des Projekts am Montag in Salzburg.
Die Koproduktion des Senders ServusTV mit den Salzburger Festspielen verwandelt den Hangar-7 am Flughafen in eine Kulisse für Mozarts Singspiel. Inmitten der Sammlung von historischen Flugzeugen und Rennwagen interpretiert der Schweizer Fernseh- und Opernregisseur Adrian Marthaler den Musiktheater-Klassiker als moderne Verführung durch die Verlockungen des internationalen Jet-Sets. Die Kostümentwürfe stammen von der österreichischen Modedesignerin und Vivianne-Westwood-Schülerin Lena Hoschek.
In Marthalers Inszenierung ist Bassa Selim ein vom Leben enttäuschter, selbstherrlicher Modezar, der die junge Konstanze als seine neue Muse und Geliebte gewinnen will. Diese schwankt zwischen der Aussicht auf ein großbürgerliches Leben und ihrer Sehnsucht nach Ausbruch, Leidenschaft und Glamour.
Die Sprecherrolle des Bassa Selim übernimmt Tobias Moretti ("Kommissar Rex", "Speer und Er"), einer der bekanntesten Schauspieler Österreichs. Als Konstanze wird die deutsche Koloratursopranistin Diana Damrau zu erleben sein. Der mexikanische Tenor Javier Camarena verkörpert den Belmonte. Mit dem Bass Kurt Rydl als Osmin, der texanischen Sopranistin Rebecca Nelsen als Blondchen und dem Tenor Thomas Ebenstein als Pedrillo erwartet das Publikum eine hochkarätige Besetzung. Unterstützt werden die Solisten von den vier jungen Sängern des Young Singers Project der Salzburger Festspiele. Die musikalische Leitung hat Hans Graf, der im nahegelegenen Hangar-8 die Camerata Salzburg und den Salzburger Bachchor dirigiert.
Die Karten für die Aufführung am 26. August 2013 sind längst ausverkauft. Die Besucher werden zugleich Mitwirkende der Live-Übertragung als auch Zeugen des Entstehungsprozesses sein. Die Oper wird an verschiedenen Orten im Hangar-7 aufgezeichnet und puzzleartig zusammengesetzt. Die besten Plätze haben daher die Zuschauer am Fernseher, beim Internet-Livestream oder den Public Screenings in Salzburg, Wien und Linz. Die komplexe TV-Regie verantwortet Felix Breisach, der mit Adrian Marthaler bereits die Verdi-Oper "La Traviata" im Züricher Hauptbahnhof inszeniert hat.
Der österreichische Privatsender ServusTV, der auch in Deutschland zu empfangen ist, versteht sein Programm als "bessere Unterhaltung" und meint damit unter anderem Kultur auf höchstem Niveau. "Wir schreiben uns die Kultur groß auf die Fahnen – und wollen sie nicht in den späten Sendeschienen verstecken", sagte Programmdirektor Klaus Bassiner kürzlich in einem Interview mit der Zeitschrift "kressreport". Folglich wird "Die Entführung aus dem Serail" um 20:15 Uhr live übertragen, mit einem anschließenden Making-Of. Die Gesamtkosten der Opern-Inszenierung haben den Sender Medienberichten zufolge rund eine Million Euro gekostet.
(wa)
Die Entführung aus dem Serail – Live-Übertragung und Dokumentation (26.08.2013)
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