Eine stärkere Ausrichtung der Musikerausbildung an die Anforderungen eines Orchesters verlangt der Deutsche Bühnenverein. Angehenden Orchestermusikern würden zwar künstlerische Kompetenzen vermittelt, aber zu wenig soziale und persönlichkeitsbezogene Fähigkeiten. Daher hat der Orchesterausschuss des Bühnenvereins ein Kompetenzprofil für die Ausbildung erstellt, das am Dienstag in Köln vorgestellt wurde. „Musiker werden nach wie vor als Solisten ausgebildet. Dies schürt unrealistische Karriereerwartungen und geht am Orchesteralltag vorbei“, erklärte der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin.
Doch auch bei den künstlerischen Kompetenzen reiche es heutzutage nicht mehr, dass ein Musiker sein Instrument gut spiele. Gefordert seien zudem musikwissenschaftliche Kenntnisse, um die von den Orchestermusikern zunehmend geforderten pädagogischen und vermittelnden Tätigkeiten leisten zu können. Insgesamt meinte Bolwin: „Die Berufsanforderungen erfordern zudem eine lebenslange Weiterbildung“. Hier seien sowohl die Hochschulen in der Pflicht, als auch die Arbeitgeber und die einzelnen Musiker.
Verbesserungsbedarf sieht der Bühnenverein auch bei der Vorbereitung junger Musiker auf das Probespielen bei Bewerbungen, etwa durch regelmäßiges verpflichtendes Probespieltraining während des Studiums. Für die interne Kommunikation zwischen den Musikern, aber auch für die musikpädagogische Arbeit bedürfe es sozialer Kompetenzen. Der Beruf eines Orchestermusikers verlange auch ein Bewusstsein für die eigene Rolle sowie die Lebens- und Karriereplanung. Er müsse sich damit auseinandersetzen, über mehr als 30 Jahre die Höchstleistungen zu erbringen, die von ihm erwartet werden. Ebenso brauche er eine verstärkte Offenheit und Sensibilität für Neuentwicklungen in der Musik und der Aufführungstechnik. Bei der Bewältigung beruflicher Krisen sei auch der Arbeitgeber gefordert, den Musikern die notwendige Hilfe und Unterstützung zu bieten.
Die Veränderungen, die das Kompetenzprofil in Bezug auf die Ausbildung durch die Musikhochschulen fordere, bezögen sich auch auf das dort tätige Lehrpersonal. Man stehe mit den Hochschulen bereits im Dialog für eine konkrete Verbesserung der Ausbildung. Das erklärte die Pressesprecherin des Bühnenvereins, Vera Scory, am Mittwoch im Gespräch mit "musik heute".
Das Kompetenzprofil steht als Download auf der Seite des Bühnenvereins zur Verfügung.
(wa)
www.buehnenverein.de