Berlin – Diese Woche geht es quer durch die musikalischen Epochen: Wiener Klassik, Romantik, Spätromantik und Moderne: wir feiern die Uraufführung der Leonoren-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven, den Geburtstag des spanischen Komponisten Isaac Albéniz und seine grandiose Oper "Merlin" und freuen uns über eine ganz besondere Neuerscheinung, eingespielt vom "East Side Oktett", einer Kammermusikformation des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB): Das Oktett von Franz Schubert F-Dur op. 166 und "Dunkle Lichter" von Mario Wiegand.
Geburtstag der Leonoren-Ouvertüre
Wenn es jemanden gibt, auf den der Begriff "gequältes Genie" beinahe ohne Einschränkungen zutrifft, dann ist das Ludwig van Beethoven. Während seinem Vorläufer Mozart alles aus der Feder zu sprudeln schien, waren Beethovens Autographen oft von so vielen Strichen, Skizzen, Randnotizen und Ergänzungen gefüllt, dass der eigentliche Notentext kaum mehr zu lesen war (arme Kopisten…). Besonders schwer hat der Meister mit seiner einzigen Oper, dem "Fidelio", gerungen. Nicht weniger als vier Fassungen der Ouvertüre hat er geschrieben, die aufgrund der Tatsache, dass der "Fidelio" in Wirklichkeit eine Frau namens "Leonore" ist, auch heute noch "Leonoren-Ouvertüre" heißt.
Beethovens Ringen zeigt, wie sehr ihm das Thema, der Triumph der Freiheit, Vernunft und Liebe über einen selbstherrlichen Tyrannen, am Herzen lag. Die erste Fassung entstand mitten in den napoleonischen Kriegen. Wien war von den Franzosen besetzt – was aber Beethoven, zu diesem Zeitpunkt ein glühender Anhänger Napoleons und der französischen Revolution, keinesfalls in seinem Revolutionseifer bremste.
Die Wiener freilich nahmen den Stoff mit spitzen Handschuhen auf. Sie ahnten wohl, dass der Kaiser bald wieder an der Macht sein würde. Auch wenn die Oper "Fidelio" vielleicht nicht zum Kantabelsten gehört, was für die menschliche Stimme geschrieben wurde, so ist die Leonoren-Ouvertüre in ihren verschiedenen Fassungen ein musikalischer Triumph der Freiheit über den Zwang und damit letztlich auch eine entfernte Vorstudie für das Finale der 9. Sinfonie.
Den ganzen Fidelio gibt es auf Klassik.TV übrigens in zwei Fassungen (Valencia und Zürich).
LEONOREN-OUVERTÜRE ANSEHEN (Ausschnitt)
"Merlin" von Isaac Albéniz
Er gilt als Begründer der spanischen Nationalstils in der klassischen Musik. Er war ein stupender Pianist und ein unruhiger Geist, der schon als Kind von zuhause ausriss und als blinder Passagier nach Südamerika "auswanderte". Puerto Rico, Buenos Aires, Kuba, New York und zuletzt San Francisco sind die Stationen seiner waghalsigen Reisen, die er sich offenbar relativ leicht durch unglaubliche Kunststücke am Klavier finanzieren konnte. Als junger Mann zurück in Spanien, erhält er ein Studien-Stipendium, das ihn nach Belgien und Deutschland führt, wo er unter anderem Franz Liszt kennenlernt. Der ist so begeistert von Albeniz' Klavierspiel, dass er ihn sofort als Schüler behält.
Zurück in Spanien, komponiert Albeniz den Klavierzyklus "Iberia", der ihn weltberühmt macht und gleichzeitig mit seiner Synthese aus klassischer Technik und iberischer Klangexotik einen völlig neuen Musikstil begründet, der von vielen Komponistenkollegen in Frankreich, darunter Ravel und Debussy, begeistert aufgegriffen wird. Auf Klassik.TV ist sein spätes Meisterwerk, die Oper "Merlin", in ihrer Welturaufführung am Teatro Real zu erleben. Dieses monumentale Werk im Stile Richard Wagners lag hundert Jahre verschollen in den Archiven, bevor es 2003 in einer vollständigen und restaurierten Fassung das erste Mal aufgeführt wurde.
"MERLIN" VON ISAAC ALBÉNIZ ANSEHEN
East Side Oktett
Diese Woche war Klassik.TV zu Gast beim East Side Oktett. Hinter dem etwas ostalgischen klingenden Namen verbirgt sich eine Kammermusikformation aus Solisten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Ihre Einspielung, die das Oktett von Franz Schubert einer Neukomposition von Mario Wiegand, einem Weimarer Komponisten, gegenüberstellt, ist von herausragender musikalischer Qualität und wird am kommenden Sonntag Gegenstand eines Artikels auf Spiegel Online sein. Seien Sie gespannt. Wer schon mal vorher reinsehen und -hören will, kann das hier tun…
EAST SIDE OKTETT: DUNKLE LICHTER (TRAILER)
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