Johannes Brahms hat vier Sinfonien geschrieben, Sergej Rachmaninov auch. Von Robert Schumann stammen die Sinfonien Nr. 1 bis Nr. 4 und seine Jugendsinfonie, von Felix Mendelssohn Bartholdy fünf Sinfonien sowie zwölf Streichersinfonien und von Peter Tschaikowski sechs Sinfonien plus die Manfred-Sinfonie. Bei Franz Schubert geht die Forschung im wesentlichen von acht Sinfonien aus, zuzüglich einiger unvollendeter. Ludwig van Beethoven hat neun Sinfonien komponiert. Anton Bruckner starb, bevor er seine Neunte vollenden konnte. (Zählt man die "ausgenullte" und die f-Moll-Sinfonie hinzu, ist er aber auf elf gekommen.)
Gustav Mahler fürchtete, dass seine Neunte ebenfalls seine Letzte sein könnte. Daher nannte er das Werk nach seiner Achten nicht Neunte Sinfonie, sondern "Das Lied von der Erde". Später schrieb er doch noch eine "9. Sinfonie". Eine 10. Sinfonie konnte er aber nicht mehr vollenden. Antonin Dvořák dagegen hat nach seiner 9. Sinfonie ("Aus der neuen Welt") noch über zehn Jahre gelebt und gearbeitet.
Der russische Komponist Dmitri Schostakowitsch schuf 15 Sinfonien. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) komponierte in seinem kurzen Leben über 40 Sinfonien. Weniger bekannte Komponisten wie Johann Stamitz (1717-1757) oder Giovanni Battista Sammartini (ca. 1700-1775) brachten es auf 69 bzw. über 70 Sinfonien. Der heute weitgehend vergessene Georg Christoph Wagenseil (1715-1777) schrieb über 100 Sinfonien. Auf das Konto des berühmten Joseph Haydn gehen 104 Sinfonien.
Zwischenbemerkung
Nun ist die Anzahl von Werken einer einzelnen Gattung (in diesem Fall der Sinfonien) überhaupt kein Gradmesser für die Leistungen eines Komponisten. Diese Auflistung führt nur zu der rein statistischen Frage: Hat jemand noch mehr Sinfonien als Haydn komponiert?
Die Antwort ist ein klares Ja.
Rekordhalter
Die meisten Sinfonien hat bisher der US-amerikanische Komponist Rowan Taylor (1927-2005) geschrieben. Nach unterschiedlichen Angaben waren es 258 oder 265. Darüber hinaus stammen aus seiner Feder 46 Konzerte, über 2500 Lieder, 250 Kammermusikstücke und hunderte andere Kompositionen wie Opern, Chorwerke, Ballette und Solostücke. Doch die Chancen stehen gut, dass Taylors Rekord noch eingestellt wird.
Der finnische Dirigent und Komponist Leif Segerstam (geb. 1944) hat nämlich bis August 2011 bereits 251 Sinfonien geschrieben. In seinem Fall ist es durchaus sinnvoll, den Monat mit anzugeben. Denn in den ersten acht Monaten dieses Jahres hat Segerstam, der mit seinem weißen Rauschebart frappante eine Ähnlichkeit mit dem anfangs genannten Johannes Brahms hat, schon wieder elf Sinfonien komponiert. In den 80-er und 90-er Jahren schuf Segerstam im Schnitt ein bis zwei Werke dieser Gattung. Seit 2000 schrieb er beinahe jedes Jahr rund 20 Sinfonien, 2005 sogar 30. Die meisten haben eine Dauer von 24 Minuten. Daneben zählt seine Werkliste aber auch 30 Streichquartette, 13 Violin-, acht Cello- und vier Klavierkonzerte, Kompositionszyklen wie die "Symphonic Thoughts" zum Jahrtausendwechsel und die "Impressions of Nordic Nature" sowie zahlreiche andere Instrumentalkonzerte, Kammer- und Vokalmusik.
Leif Segerstam war Chefdirigent der Rundfunk-Sinfonieorchester in Wien, Helsinki und Kopenhagen, der Königlichen Stockholm Oper und des Helsinki Philharmonic Orchestra. Aktuell dirigiert er Konzerte in London, Chicago, Paris, Dresden, München und vielen anderen Städten. An der Wiener Staatsoper leitet er "Lohengrin" und "Salome". Seit 1997 ist Segerstam Professor of Conducting an der Sibelius Akademie in Helsinki.
(wa)