Sonntag, 14. Dezember 2014 / 16:55 – 18:30 Uhr
ARTE
Dokumentation (USA 1985) Im Jahr 1985 konnte Peter Gelb, der heutige Chef der Metropolitan Opera und damalige Boss der Agentur Columbia Artists, das exzentrische Klaviergenie Vladimir Horowitz dazu überreden, eine Filmcrew in seine New Yorker Wohnung zu lassen. Was daraus entstand, ist ein ebenso unterhaltsames wie rührendes musikalisches Porträt eines alten Draufgängers (1903-1989).
Klaus Umbach beschrieb den Film, für den die Brüder Maysles mit zwei Emmys ausgezeichnet wurden, im "Spiegel" so: "Da zelebriert der Alleskönner mit pastoraler Inbrunst Bachs Choralvorspiel ‚Nun komm' der Heiden Heiland', adelt das banale gis-Moll-Prelude von Sergej Rachmaninow zu einer mondänen Miniatur voll exquisiter Klänge und demonstriert in Chopins heroischer As-Dur-Polonaise, dass er die kreisenden Oktaven linkerhand immer noch drauf hat wie in seinen besten Zeiten.
In den Pausen dieser faszinierenden Klavierstunde öffnet die Kamera der Maysles-Brüder erstmals einen Türspalt zu Horowitz' privatem Lebensraum. So werden wir zwischen Porzellanhunden und Blümchensofa Zeuge, dass der gebürtige Russe, immerhin seit über 50 Jahren in den USA ansässig, noch immer in heillosem Englisch kauderwelscht, dass er wie ein Pinguin zu seinem Flügel watschelt
Und wenn er mit kindischen Grimassen den albernen Mozart aus ‚Amadeus' nachäfft, dann spielt er nicht, dann ist er ein seniles Wunderkind. Doch erhellender ist der Auftritt einer herrischen Lady, die in allen Triumphen und Krisen, bei jedem Bravo und jedem Kollaps in gusseiserner Unerbittlichkeit, aber auch in Treue fest zu Horowitz gestanden hat: Wanda Toscanini Horowitz."
Zum 25. Todestag von Vladimir Horowitz zeigt ARTE anschließend den letzten großen Konzertmitschnitt des Pianisten.
(pt/wa)