Freitag, 02. Januar 2015 / 23:10 – 01:10 Uhr
ARTE
Operette (Deutschland 2014, Erstausstrahlung) Die Opéra bouffe "La Belle Hélène" von Jacques Offenbach gehört zu seinen größten Erfolgen. Das Stück nimmt als Satire auf das Spießbürgertum die gesellschaftliche Borniertheit aufs Korn. Die Inszenierung von Renaud Doucet an der Hamburgischen Staatsoper verlegt die Handlung in die späten 1960er Jahre und präsentiert eine fantasievolle, opulente und witzige Ausstattung.
An Bord eines Kreuzfahrtschiffes verbringt ein kleinbürgerliches Paar, Hélène und Ménélas, seine Ferien. Doch der Ehemann zeigt weit mehr Interesse am Kauf kitschiger, pseudoantiker Statuen als an seiner Frau. Als ihr daraufhin eine Gipsstatue von Adonis auf den Kopf fällt, träumt sie, sie sei die schöne Helena, die verführerischste Frau der Antike. Ein Traum jedoch, in dem spießige Rituale an Bord des Kreuzfahrtschiffs durch rauschenden Flower Power aufgemischt werden: ein amüsantes Feuerwerk der Intrigen. Dabei setzen Barbe und Doucet auf Tempo und Präzision und präsentieren eine großartige Show mit vielen getanzten Elementen.
Besetzung: Pâris (Jun-Sang Han), Ménélas (Peter Galliard), Hélène (Jennifer Larmore), Agamemnon (Viktor Rud), Oreste (Rebecca Jo Loeb), Achille (Dovlet Nurgeldiyev), Ajax I. (Sergiu Saplacan), Ajax II. (Benjamin Popson), Calchas (Christian Miedl), Bacchis (Anat Edri), Léoena (Renate Spingler), Parthoenis (Gabriele Rossmanith), Philharmoniker Hamburg, Chor der Hamburgischen Staatsoper, Dirigent: Gerrit Prießnitz.
Offenbachs Opéra bouffe löste bei der Uraufführung 1864 in Paris einen gehörigen Skandal aus, weil die Darstellerin der Hélène in frivolem Kostüm auftrat. Unter dem Deckmantel der Parodie konnte Offenbach zahlreiche erotische Anspielungen und freizügige Darstellungen in seine Operetten einbauen, die ansonsten von der Zensur nicht erlaubt worden wären.
Für die Titelpartie gelang Offenbach seinerzeit ein besonderer Coup: Er gewann die Diva Hortense Schneider, die eigentlich schon mit dem Theater abgeschlossen hatte, für die Bühne zurück und schenkte ihr in der Rolle der selbstironischen, ebenso frustrierten wie sinnlichen Dame einen Triumph. Seitdem gilt "La Belle Hélène" als Paradestück für große Sängerinnen.
(pt/wa)