Frankfurt/Main – Eine Oper über den Nahost-Konflikt ist am Sonntagabend in Frankfurt uraufgeführt worden. Der israelische Komponist Lior Navok wurde nach der Premiere im Bockenheimer Depot vom Publikum mit Bravo-Rufen bedacht. "An unserem Fluss" war ein Auftragswerk der Oper Frankfurt. Der 1971 in Tel Aviv geborene Komponist war von Intendant Bernd Loebe gebeten worden, sich mit dem Konflikt in seinem Land musikalisch auseinanderzusetzen. Navok schrieb auch das Libretto mit einer Romeo-und-Julia-Geschichte im Zentrum.
Israelis und Palästinenser sind in der Inszenierung von Corinna Tetzel optisch nicht zu unterscheiden: Zwei verfeindete Gruppen leben – getrennt von einem Fluss, den beide Seiten für sich beanspruchen – das gleiche Leben in Angst und Entbehrung. Die Führer beider Seiten dreschen die gleichen Phrasen. Am Ende erscheint ein – durch zwei Sänger verkörperter – "Big Uncle", der beide Seiten mit identischen Versprechungen für seine Interessen benutzt.
Während die nur 90 Minuten dauernde Handlung nicht frei von Stereotypen ist, konnte die Musik das Publikum überzeugen. Sirrende Streicher-Töne erzeugen eine Atmosphäre von Bedrohung, serielle Percussion-Elemente geben Dogmatismus einen musikalischen Ausdruck. Die beiden jungen Sänger (Kateryna Kasper und Michael Porter) hatten als Hoffnungsträger die Sympathien schnell auf ihrer Seite.
(dpa/MH)
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