Nürnberg – Bei der Nürnberger Premiere der "Götterdämmerung" haben Regisseur Georg Schmiedleitner und Orchesterchef Marcus Bosch am Sonntagabend zwar viel, aber eher höflichen Beifall erhalten. Mit dem vierten Teil von Richard Wagners Opernzyklus hat Schmiedleitner seinen "Ring des Nibelungen" am Staatstheater vollendet. Die vorherigen Teile waren vom Publikum weitaus enthusiastischer gefeiert worden.
Schmiedleitner sparte in seiner bildgewaltigen Inszenierung nicht mit aktuellen Anspielungen. Die Burg des intriganten Neureichen-Clans der Gibichungen verlegte er in eine durchgestylte Konzernzentrale. Das über der Bühne schwebende überdimensionale G glich verdächtig dem Google-G. In eine Betriebsfeier lässt er Bootsflüchtlinge stolpern. Und Obdachlose werden von den übermächtigen Konzernen geradezu zerquetscht.
Mit der Welt moderner Medien spielte Schmiedleitner in der zentralen Schlussszene, in der Siegfrieds Tod den sich schon länger abzeichnenden Zusammenbruch des Götterkosmos besiegelt. Statt des "üblichen Feuerzaubers" ließ der Regisseur Siegfrieds Witwe Brünnhilde die Vision einer neuen, besseren Welt entwerfen – und diese aus der Opernvorstellung heraus live in die Welt twittern – Reaktionen der Netzgemeinde einkalkuliert.
(dpa/MH)
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