Dirigent Zubin Mehta: Charmeur und Kosmopolit – "Fühle mich überhaupt nicht wie 80"

29. April 2016 - 08:00 Uhr

München/Tel Aviv – Zubin Mehta ist heute in vielen Ländern der Welt zu Hause – in den USA, wo er meistens wohnt, in Indien, wo er geboren wurde, in Israel, wo er eine "Liebesbeziehung" mit dem Israel Philharmonic Orchestra eingegangen ist – und in Deutschland, wo er jahrelang Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München war. Mehta ist Kosmopolit – und jettet noch immer um die Welt. Stets im Dienste der Musik. Am (heutigen) Freitag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Zubin Mehta

Zubin Mehta

"Musik ist für mich Liebe", sagte er vor kurzem in Tel Aviv, wo er drei Konzerte des Israel Philharmonic Orchestra dirigierte. "Das ist es auch, was mich am Laufen hält", sagte er über die Musik. "Ich bin aufgewachsen mit der Sprache, die Musik heißt. Es ist mein ganzes Leben." Vielleicht kann er auch dank der Musik heute sagen: "Ich fühle mich überhaupt nicht wie 80."

Ursprünglich hätte er beinahe einen ganz anderen Weg eingeschlagen: Seine Familie wollte ihn zu einer Mediziner-Karriere drängen. "Meine Familie war gegen die Künstlerlaufbahn, und in Indien sucht die Familie die Berufe für die Kinder aus", erinnerte er sich einmal. "Ich sagte zu meinem Vater: 'Schau, wenn ihr wollt, studiere ich Medizin, aber es wird mir nicht gefallen. Ich muss Musiker werden.'"

Für Orchester auf der ganzen Welt ist es ein Glück, dass er sich durchgesetzt hat. Kaum jemand ist bei so vielen Orchestern Ehrendirigent wie er. Ein Grund: Er verlangt seinen Musikern zwar stets alles – und vor allem Präzision – ab, aber er bleibt freundschaftlich dabei.

Die kanadische Cellistin Amanda Forsyth sagt: "Er liest Deine Gedanken, bevor Du Deine Phrase spielst." Ein Blick von ihm reiche, um sich inspiriert zu fühlen. "Er ist so poetisch mit seinen Armen, dass Du Dich wohlfühlst", schwärmt sie. "Es ist einfach schön bei Zubin. Selbst ohne Musik könnte ich einfach seine Hände beobachten."

Weil Forsyth nicht als einzige so begeistert von ihm ist, feiert Mehta seinen Geburtstag mit Orchestern in Tel Aviv, Mumbai, Florenz, München und Wien. Nach Wien wird auch seine ganze Familie kommen, wie er in Tel Aviv sagte: "Kinder, Enkel, mein Bruder."

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Wien ist so etwas wie die Wiege seines musikalischen Erfolges, denn dort begann seine steile Karriere mit einer harten Ausbildung. Dort studierte er unter Anleitung seines strengen Lehrers Hans Swarowsky.

Die Jahre in Österreich prägten ihn und brachten ihm neben Mahler und Bruckner auch Schönberg näher. Mehta wurde in Montréal und Los Angeles engagiert, bald schon dirigierte er – gerade einmal Mitte 20 – Orchester von Weltrang wie die Berliner und die Wiener Philharmoniker. Er stand bei den Salzburger Festspielen, an der New Yorker Met und an der Mailänder Scala am Pult. Sein Opern-Debüt gab er 1963 in Montréal mit Puccinis "Tosca".

Mehta war von 1978 bis 1991 Chefdirigent des New York Philharmonic Orchestra und von 1998 bis 2006 Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper München. Allein mit dem Israel Philharmonic Orchestra hat der charmante Maestro mehr als 3.000 Konzerte überall auf der Welt gegeben. Den Musikern stand er sowohl im Sechstagekrieg 1967 als auch im Golfkrieg 1991 zur Seite.

Nachdem er im Herbst 1981 wegen zwei Wagner-Aufführungen in Tel Aviv heftig angegriffen worden war, ernannte ihn das Orchester zum Musikdirektor auf Lebenszeit. "Es ist meine Familie, es ist mein Zuhause", sagte Mehta.

Auch wenn er sich immer politisch engagiert und geäußert hat – die Verantwortung für Krisen wie den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern liegt seiner Ansicht nach heute in der Hand der jungen Leute. "Ich denke, wir sollten es den jungen Menschen überlassen, das zu lösen", sagte Mehta in Tel Aviv. "Sie sollten heute damit anfangen." Wenn beide Seiten Frieden wollten, könne es morgen Frieden geben. "Die Politik steht im Weg."

(Von Britta Schultejans und Stefanie Järkel, dpa/MH)

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http://www.zubinmehta.net

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