München (dpa/MH) – Die neue Spitze der Bayerischen Staatsoper – Intendant Serge Dorny und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski – hat am Sonntagabend die erste Premiere gefeiert. Jurowski dirigierte die Oper "Die Nase" von Dmitri Schostakowitsch in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov. Der russische Regisseur bot ein düsteres, groteskes Stück, in dem die Nase aus dem Gesicht eines Majors verschwindet und ein Eigenleben beginnt. Der Major sucht panisch nach ihr, denn in seiner Welt steht ein Mensch umso höher, je mehr Nasen er trägt.
Die Partie des Kovaljov sang Boris Pinkhasovich, der damit sein Rollendebüt gab. Mit dabei waren auch Sergei Leiferkus und Laura Aikin. Serebrennikov dagegen war nicht in München. Er darf Russland nicht verlassen, seit er 2020 nach einem umstrittenen Gerichtsverfahren wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Wie schon bei anderen Produktionen führte er während der Vorbereitung Regie per Videokonferenz. Auch beim Schlussapplaus nach der Premiere war er auf einer Leinwand auf der Bühne zu sehen und warf Kusshände ins Publikum.
"Die Nase steht für ein Hauptmerkmal, mithilfe dessen die Gesellschaft Menschen identifiziert. Eine Person, der ein solches Merkmal fehlt, verliert ihre Identität, ihr Charisma, ihre Aura", sagte Serebrennikov in einem von der Staatsoper veröffentlichten Interview. Wer sein Erscheinungsbild oder sein Image ändere, setze sich der Gefahr aus, blamiert zu werden. "Wer fremdartig oder anders ist, wird von der Gesellschaft zur Scham gezwungen." In seinem Stück nutzt der Staat diese Angst gnadenlos aus – die Polizei prügelt und schneidet zur Strafe Nasen ab.
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(dpa/MH)
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