München (MH) – Viel Jubel gab es am Freitag für eine Opern-Neuproduktion, die bis zum späten Vormittag des Premierentags noch auf Messers Schneide stand: Richard Strauss' selten gespielte "Liebe der Danae" an der Bayerischen Staatsoper ist in der Inszenierung von Claus Guth ein sehenswertes Psychogramm über Geld, Gold, sowie Mut zu Liebe und Eigenliebe.
Retterin der Produktion war Manuela Uhl, die am Nachmittag vor der Premiere für die an einem Virus erkrankte Malin Byström in die Neuinszenierung einstieg. Uhl hatte die Partie 2016 in Berlin ebenfalls mit Sebastian Weigle am Pult gesungen. Gelernt ist gelernt, möchte man kommentieren. Vormittags entschied sie sich, die Partie auch szenisch zu übernehmen, bis 17.30 Uhr wurde geprobt – und Uhl gelang eine souveräne und gestaltungsreiche Leistung, die zurecht umjubelt wurde.
Wie überhaupt das gesamte Ensemble ein Fest der Stimmen zelebrierte. Andreas Schager ist schon länger eine Tenorklasse für sich, als Midas vom ersten Ton an strahlend-brillant, in leisen Szenen gestaltungsfreudig. Die Partie des Jupiter ist durch ihren enormen Ambitus und das lange, anspruchsvolle Abschiedsepos im dritten Akt herausfordernd, Christopher Maltman dosierte klug und brachte die ganze Tragik eines verlassenen reichen Mannes auf die Bühne. Durchaus charmant wirbelt das Quartett von Jupiters ehemaligen Herzensdamen durch die Szenen: Sarah Dufresne als Semele, Evgeniya Sotnikova als Europa, Emily Sierra als Alkmene und Avery Amereau als Leda.
Die Inszenierung von Claus Guth zeigt Witz und Ernst – mit theatralischer Goldoptik und einigen mittelmäßig genialen Ideen wie der Ähnlichkeit des Pleitekönigs Pollux mit Donald Trump. Sebastian Weigle hat am Pult des Bayerischen Staatsorchesters nicht sonderlich viel zu tun – auch diese Strauss-Partitur aus den letzten Kriegsjahren (1944 provisorisch uraufgeführt) mit ihren Neutönen neben dem klingenden Goldregen mit Glockenspiel, Tambourin und Geigen-Pizzicato liegt den Münchnern.
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(mk/wa)
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